Wir üben Hausputz-Wissenschaften…

Hüttenputz ist wahrlich kein Spaß. Echt? Na dann gucken wir mal, was ich so entdeckt habe:

Neulich las ich mal etwas von „Energie“ und „Reinheit“. Mein schallendes Gelächter wird sicher durchs Örtchen zu hören gewesen sein. Es geht im gefundenen Artikelchen um „energetische Reinigung“. Ich dachte im ersten Moment mal wieder schmunzelnd an die Leute, die ihre Reichtumsecken beispielsweise mit Rot aktivieren wollen und glauben, dass die Stellung der Möbel ihr Leben bestimmen würde. Gar nicht so weit gefehlt.

Im Artikelchen, welches ich hier nicht verlinke, steht sinngemäß, dass das Betreten des Raumes mit positiven und negativen Emotionen verbunden sein kann. Beim Verweilen könne sich das jeweilige Gefühl auch noch verstärken (Wahnsinn!). Und jetzt der Knüller: Es stünde sogar jedem frei, den Aufenthalt in den Räumen kurz oder lang zu halten (ich werd´ nicht mehr…!). Und nun wird es dramatisch: Es wird lt. Artikelchen sogar schlimm, wenn die eigene Wohnung negative Gefühle erzeugt. Erste Frage: An wem liegt es wohl? Doch wohl nicht etwa an mir, die halt mal das eine oder andere Teilchen liegen lässt, wenn ich mir morgens mal wieder nicht über die Kleiderwahl einig bin? Um Himmelswillen, ich bin selbst für die Ordnung und Sauberkeit in den eigenen Gefilden verantwortlich? Schrecklicher Gedanke, das darf natürlich nicht sein. Es sind sicher irgendwelche Wesen, die während meiner Restauration im Bad alles durcheinander schmeißen und der (innere) Schweinehund lässt es einfach liegen. Böse Wesen! Dazu kommt im Artikel auch noch zur Sprache, dass wir sogar unter Niedergeschlagenheit bzw. Antriebslosigkeit leiden können, die sich natürlich auf unseren Alltag übertragen. Es folgt der Absatz über die Vorbereitung der energetischen Reinigung und ich bin gespannt. Die Tipps sind gar nicht mal so verkehrt, aber auch nichts Neues. Man nehme sich einfach mal bei etwas mehr Zeit die sonst stiefmütterlich behandelten Eckchen vor und entsorge auch dabei die lange nicht mehr benötigten Dinge in die Flohmarktkiste oder in den Müll – je nach Zustand. Der Kracher ist die Aussage, dass sich in den „toten Ecken“ besonders viel Energie sammelt und wir diese Energie nun mit den Händchen im Kreis aufwirbeln. Darauf folgendes Klatschen soll den in der Luft befindlichen Kummer und Streit vertreiben (haja…).

Meine Lachmuskeln werden gerade mal wieder arg strapaziert und dabei nützlicherweise trainiert. Ein mit feuchten Lappen und alten Handtuch zum Nachreiben wirbelndes Händchen hat den Schmutz längst entfernt. Allerdings habe ich den Raum nicht, wie im Artikel beschrieben, im Uhrzeigersinn „beschritten“. Wäre vielleicht eine Idee, bislang hatte ich ein anderes System, welches aber auch gute Effekte erzielte und ich kaum ein Eckchen vergaß.

Nun kommt Salz zur Sprache. Aha, davon habe ich noch ein Päckchen übrig. Mal sehen, ob es reicht oder ich vielleicht noch fix einen Einkaufswagen voll besorgen sollte, um nun die „energetische Reinigung“ auf die Reihe zu bekommen. Der gesamte Fußboden soll nun samt Ecken (achwas?!) mit Salz bestreut und nach einer etwa halben Stunde Einwirkzeit wieder abgesaugt werden. Und davon wird die Hütte sauber? Hier steht nichts darüber, auf welchem Material es nützt oder gar schadet und vor allem vermisse ich die Erklärung über die genaue Reinigungswirkung. Salzwasser (in welchem Verhältnis eigentlich?) soll auf Möbeln jegliche Hinterlassenschaften verschwinden lassen. Welche, wenn man seine Möbel regelmäßig mit einem leicht feuchten Lappen abwischt und trocken nachreibt, sofern es die Oberflächen erlauben? Soll ich den Artikel-Autoren dann auf Schadensersatz verklagen, wenn ich nach der „Salzbehandlung“ einen Sachschaden habe? Gut, dann besser kein Salz in die Hütte streuen, sondern wie gewohnt das Tänzchen mit dem Sauger und dem Wischmop zu Guter-Laune-Musik beibehalten. Die bringt mir jedenfalls positive Energien. Badewasser mit Salzkristallen (welche nun wieder?) sollen sich lt. Artikel hervorragend zur körperlichen energetischen Reinigung eignen. Mist, ich habe keine Badewanne, dann hätte ich die halbe Stunde ja effektiv nutzen können.

Jetzt kommen wir zur Beräucherung. Gute Idee, ich trinke dann mal ein Käffchen und rauche mal eine? Nicht doch…! Schade, aber wenigstens der starke Morgenkaffee für die Energie darf es sein, oder? (Danke). Dass gewisse Kräuterlein eine heilende oder zumindest angenehme Wirkung haben können, ist ja nichts Neues. Mit der „angenehmen Wirkung“ rede ich allerdings nicht von gewissen spitzblättrigen Pflänzlein, die die Sinne vernebeln können, sondern von angenehmen Düften. Schließlich möchte ich nicht zum Drogenkonsum animieren. Aber nun wird es richtig spannend: zur Vertreibung der negativen Energie in den eigenen 4 Wänden wird von „Reinigungsräucherung“ mit Weihrauch geschrieben. Himmelherrgott, wo soll ich soll ich das Zeug nun herbekommen? Achja… , ha, klar… . Sonntags sind ja Schnupperstunden möglich, wo man sich dann an den Kosten beteiligen kann. Gut, aber heute ist Samstag. Nix mit Beweihräucherung (Moment mal…! Wir sind aber auch nicht in der Politik!). Jedenfalls wird das Kräutlein auf eine Schale getan, angekokelt und der ganze Dampf wird beim Umrunden der Hütte verteilt. Es wird weiterhin auch auf den Brandschutz hingewiesen (na immerhin…). Ich habe jetzt aber immer noch kein Kräutchen zum Verdampfen da außer meine Blümchen und die lasse ich, wie sie sind. Die geben mir nämlich im derzeitigen Zustand die positive Energie, weil sie einfach hübsch sind und so weiter.

Weiter geht es um die Schaffung einer guten Atmosphäre. Schafft man die nicht besser immer und besonders vor dem Putzen? Nun gut, manche Leute setzen eben den Hut auf, bevor sie sich die Haare kämmen. Der letzte Absatz des Artikels klingt schon fast zu normal. Man möge den Luftaustausch mittels weit geöffneten Fenstern herbeiführen. Es soll dadurch sogar der letzte Hauch von negativer Energie aus dem Raum verschwinden und kraftvolle Lebensenergie in die Wohnung holen. Ich bin wahnsinnig „überrascht“. Frisch gepflückte Blumen sollen sogar ein weiteres Glückgefühl hervorzaubern. Heida, jetzt mehren sich die „superneuen Erkenntnisse“ aber. Ich bin sogar beim Pflücken auf der Wiese guter Laune und schmunzle über die Blicke einiger Nachbarn aus anderen Hausaufgängen, wenn ich mir gelegentlich Wiesenblümchen für meine Vase pflücke. Ich freue mich auch wie Bolle, wenn mir meine Direktnachbarn, ein recht aktives Rentner-Pärchen, aus dem Garten mitgebrachte Blümchensträuße vor die Tür