Irgendwann mal lernten wir doch in der Schule, dass die Herrschaften einst Jäger und Sammler waren. Währenddessen saßen die Weiberlein am Feuer und hüteten den Nachwuchs. Kam das Männelein mit der Beute heim, war die Freude wohl groß. Na gut, so etwas wie „Toll Schatzi (Hasi, Bärchen oder wie auch immer)!“ wird es wohl kaum durch die Gegend geschallt haben, aber nun gut. Seit vielen, vielen Jahren sieht man die meisten Weibelein mit etlichen bunten Tütchen und riesen Taschen mit unheimlich viel Beute umher laufen. Entweder zu einem Treffpunkt (da Männelein nach Technik oder Spielen gucken wollte) oder mit strahlenden Äuglein schleunigst nach Hause. Man helfe mir bitte auf die Sprünge, dieses zu begreifen. Ehrlich, ich bin laut Geburtsurkunde und vielleicht auch nur wenig erkennbar anatomischen Merkmalen auch ein Weibchen, aber irgendwie muss mir ein Gen unterschlagen worden sein.
Erst neulich hieß es, das Einkaufszentrum für eine Gruppenarbeit zu stürmen und den Sinn der Anordnung von Geschäften herauszufinden. Etwas Zielgruppenbeobachtung gehörte ja logischerweise auch dazu. Einerseits freute ich mich ja über die bevorstehende Bewegung, andererseits graulte ich mich mal wieder vor den Massen mit entsprechend ortsüblicher Mimik. Außerdem ist alles ohnehin knallbunt und jedes Geschäft würde jetzt von innen betrachtet werden müssen. 3 Damen und 2 Herrschaften, die mir schon sofort etwas Leid taten, ziehen also los, beobachten die Massen und notierten auch die Anordnung der Geschäfte. Die Verblüffung darüber, dass sich z. B. mehrere Schuhgeschäfte mit unterschiedlichem Preisniveau in der Nähe eines Cafés im Mitteltrakt des Obergeschosses befinden, traf sogar die sonst anscheinend einkaufsbegeisterte Fraktion. Jede uns relevant erscheinende Beobachtung wurde aufs Blöckchen gekritzelt und später zusammengetragen. Welche Zielgruppen nun um diese Zeit und überwiegend vertreten war, dürfte klar sein. Später wurde alles in der gesamten Gruppe vorgebracht und ausgewertet. Danach wurde dann über die Konzepte der jeweiligen Jubel – Stätten diskutiert. Ich kenne jetzt also sogar die eine oder andere Marke mehr (na gut, jetzt sind es wohl 3) und ich bin für die nächsten etlichen Wochen mal wieder „einkaufscentersatt“. Wir hatten allerdings wirklich unseren Spaß dabei, wenn für so Manches eine Vermutung ausgesprochen wurde. Ich bin und bleibe also weiterhin ein „Shoppingmuffelchen“ und mache mir immer noch keine Gedanken darüber, ob das bunte Tütchen nun zum restlichen Outfit passt.
Wer sich bei der „Marktforschung“ wirklich amüsieren möchte, schickt ein Männlein und ein Weiblein in einen großen Baumarkt, verschränkt vorerst sicher die Arme und denkt sich „Jaja, die Weiber zum Haushaltskram und Blümchen, die Herrschaften zum Baumaterial oder zu den Werkzeugen – fertig“ Denkste, mein Lieber! Es gibt begeisterte Weiberlein, die dann in der Baumaterialabteilung stehen und im Kopfe schon ganze Konstruktionen fertig haben, sich aber auf den Kontostand und ihrer zwei manchmal linken Hände besinnen. Links ist halt immer zu schwach, gelle? Eben auch bei der Armkraft. Man stelle sich mal vor, es gäbe dort ein Café oder so ein Baumarkt würde sich sogar in einem Einkaufscenter befinden, hach, das stelle ich mir amüsant vor! Während viele andere Weiblein sonst Tüten um Tüten beim Männe im Café-Bereich abladen und sich mit einem süßen Lächeln mit einem „bis gleich“ (finde den Fehler!) verabschiedet, hätte das verlegen errötetete Weiblein hinter der Tastatur eine ganz andere Vorstellung: Sie kann den großen Wagen mit den vielen Baumaterialien an die große Laderampe karren, vor der sich vorteilhafterweise ein entsprechend großes Lieferfahrzeug und das Café (oder gar eine Kneipe?) befindet. Mit einem ebenfalls zuckersüßen Lächeln wie beim Schuhkauf anderer Weibchen säuselt sie dem Leid geplagten Männe zu, dass sie „nur noch fix“ Werkzeug und Beschläge kaufen geht. Nach dem Bezahlen holt das Weibelein das Männelein von der „Aufbewahrungsstelle“ ab und es geht samt materiellen Eroberungen und dem sicherlich bereits quengeligen Männe im Lieferwagen nach Hause, womit noch eine rechte und eine evtl. linke Hand zum Bauen hinzukäme. Aber… passt dann die graue Verpackung zur bunten Haus- und Hof-Lodder-Kluft?
Was wäre also lieber? Wöchentlich für den zauberhaften Haussegen Tüten um Tüten Schuhe shoppen lassen, mit süßsaurer Miene auch Beutelchen nach Hause mittragen und als gezwungener Zuschauer bei der großen Schuhmodenschau Äuglein zu verdrehen oder die andere Version, die wegen z.B. begrenztem Platz nur selten vorkommen dürfte? 😉
Gäbe es diese Studie (oder ist sie mir entgangen?), wäre sogar ein Fahrer und somit auch zwei helfende Pfötchen zur Stelle, die das Frauchen beim Bauen und später hingerissenen Betrachten des Ergebnisses „Abajajajippijippijeh…“ oder „Mach es zu deinem Projekt“ jubeln lassen. Jetzt wäre ich doch ein bisschen für die Weibelein-Quote in den Chefetagen – nämlich, um das noch erleben zu dürfen. Ich trockne noch fix mein Hoffnungs- und Lachtränchen, übe mich im Gebet und dann geht es ans Werk – der übliche Wahnsinn. Es wird ja Frühling, ich stehe dann auf der Leiter und vernehme mein eigenes *yeah!*…ähm „Abajajajippijippijey!“.
Wer Glück hat, schmunzelt über das Ganze, denn es gibt sogar die ganz tapferen Helden, die den Marathon durch den Baumarkt und die gemeinsame Bauerei mit Begeisterung oder einem geschmunzelten Augenverleiern „überstehen“. Man kann sogar zusammen herzhaft über solche Erlebnisse lachen.