Die Nachricht vergangener Woche über den Flugzeugabsturz hat uns alle geschockt. Für die Hinterbliebenen, zu denen Familien, Freunde und Kollegen gehören ist eine harte Zeit herangebrochen. Ich wünsche allen Trauernden viel Kraft, das Ganze zu verarbeiten.
Die Berichterstattung über das Unglück muss teilweise eine Watsche für alle Betoffenen sein. Dass es in den Nachrichten gemeldet wird, was, wie und warum passierte, ist nötig, ganz klar.
Aber in so genannten „Boulevard-Magazinen“, wie sie mit ähnlichem Namen aber meist gleichem Inhalt ausgestrahlt werden, bekommt die Sensationsgeilheit so richtig durch! Im TV zeigt man die Reporter an mehreren Orten und wie sie Fragen beantworten, so weit so gut. Kann ein Reporter eine Frage noch nicht beantworten, wird weitergebohrt. Auf BILD-Niveau wird die „Sensation“ doppelt und dreifach durchgekaut. Aber die Krönungen kommen noch. Man zeigt nach der Erkenntnis der weiteren Ermittlungen, wie der Täter aussieht und zwar sehr gut erkennbar. Später postet dieser Sender auf dem sozialen Netzwerk ein Foto des Täters, dieses Mal verpixelt, aus den Datenschutz-„ und anderen Gründen. Später musste sogar ein Missverständnis von Nachnamen geklärt werden. Ich habe dann nur noch abgeschaltet. Nicht aus Desinteresse bzw. Ignoranz, nein. Die ständige Watsche an die Hinterbliebenen ist unerträglich. Sie müssen genug erleiden, was sie hören, sehen und erleben müssen. Ständig zerrt man den Bürgermeister des Ortes, in dem Schüler zu den Unglücksopfern gehören, vor die Kamera.
Wir bekommen auch zu hören und zu lesen, wie jung, wie alt, wie beliebt oder wie berühmt die Opfer waren. Ganz gleich, was die Opfer noch vor oder hinter sich hatten, ob sie beliebt waren oder nicht, die jeweiligen Hinterbliebenen leiden gleichermaßen unter diesem Schock über den Verlust.
Dass der Täter sehr „ruhig“, „unauffällig“, „lieb“, „nett“ oder sonst was war, tut nicht zur Sache, ganz gleich, was Kollegen, Freunde oder andere sagen. Das macht die Sache nicht besser. Man schützt angeblich die Eltern, wie man es den Medien entnimmt. Der Schutz ist dreimal weg, wenn der Name und der Wohnort genannt werden. Hoffentlich sind noch keine Fotos von ihnen erschienen, was allerdings auch nichts mehr ausmacht, wenn man einen Teil der persönlichen Daten der Eltern kennt. Die Eltern werden leider vor einem möglichen „Shitstorm“ nicht geschützt werden können. Es gibt genügend Leute, die sie dafür verantwortlich machen werden, obwohl sie es nicht sind. Für sie ist der Tod, die später ermittelte Tat und auch die mittlerweile gemutmaßte Depression in der letzten Zeit Schock und Schmerz genug. Wer also jegliche Hinterbliebene schützen und ihre Trauer respektieren möchte, wird weder Fotos, Daten noch Bilder der Rettungskräfte mit ihren gefüllten Tüten veröffentlichen.
Ich habe keine Bekannte und Verwandte unter den Absturzopfern, aber selbst für mich ist es unfassbar, was geschehen ist und wie man teilweise „Bericht erstattet“. Liebe Sender, vor allem RTL: Die Zuschauer verfolgen das Ganze natürlich mit Interesse, was warum und wie passiert ist. Sie wollen auch wissen, wie Politiker jeglicher Länder damit umgehen und natürlich möchte man auch wissen, ob und wie den Hinterbliebenen geholfen wird. Aber jedes Detail und innerhalb von wenigen Minuten mehrmals die Reporter ausquetschen hat schon etwas von krankhafter Sensationslust! Wie der Inhalt der Tüten aussieht möchte niemand im TV sehen, schon erst recht nicht, die Hinterbliebenen, die das Ganze per TV verfolgen. Und wir können uns auch ohne Details vorstellen, wie der Zustand der Opfer sein könnte und dass die Zuordnung eine Menge Arbeit sein wird.
Nochmals wünsche ich den Hinterbliebenen viel Kraft und vor allem, dass ihnen jegliche Unterstützung zukommt, die sie benötigen. Und auch den aktiven Helfern wünsche ich viel Kraft und vor allem gilt ihnen meine Hochachtung für das was sie tun.
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