Wenn mir nicht gerade das Haarwurzelsausen dank des Wetterwechsels in meinen Zeitplan pfuscht, tut´s die Zeitung (bei der ich aber auch Haarwurzelsausen bekomme…). Die will nun einen Liebesbrief an eine Stadt haben. Gut, dann üben wir das auch mal. Aber nicht lachen!
Da man die einheimischen Bewohner nur selten versteht (wenn sie ihren Hardcore-Dialekt so richtig über den Tisch rollen lassen), mach ich´s halt auch so.
Dann man los:
Jetroff´n ham wa uns schon 2006 (zweetausendsechs) uff ner Party…war ´ne Gala, hab´ sojar zweemal mitjemacht. Meene Begleitung sachte mir noch ständich ins Ohr. „Der da ist dein Ministerpräsident“, der da hinten ist der Bürgermeister und macht die Finanzen, der… usw.“ „Schön“ denk ick mir und futter nach´m Buffet den Obstmenschen zur Verzweiflung. Dann kam hier ´nen Sektchen, da ´nen Saft und ick konnte jut schlafen. Dann bin ick bei Dir einjezog´n…nach Weihnacht´n, wat solls, der Stollen schmeckte ooch uff Umzuchskist´n. Dann richt´ ick mir bei Dir ein und tob´ mal so durch de Jegend, war ja och ´ne Menge davon da. Ämter musst´ ick abklappern, Leute frag´n und kieken, wie ick dat nu allet uff de Reihe krieje. Jing och janz jut und dann konnt´ ick loslejn. Bissel Zank hatt´n wa och, is klar und Jerümpel liecht bei Dir ooch wie überall und bei Jedem rum. Macht nischt, bin wenigstens nicht verhungert, verdurstet oder verdreckt. Bissel Chaos hat ja wat Schnuffiget. Uffjeräumt haste hin und wieder von selbst und dat Jeben und Nehmen hat auch inzwischen jeklappt. Ick musste zwar janz schön stänkern, aber kommt ja in jeder juten Ehe vor (hörte ick mal so). Aber eens musste Dir abjewöhn´: „Die Partei hat immer recht“ is längst nich mehr. Dir muss wohl entjangen sein, dass de Mauer längst jefallen is und nischt mehr für lau oder für´n Appel und´n Ei nachjeschmissen wird, bis uff paar Sachen, die de Dir immer noch leistest, obwohl de jar keen Jeld hast. Käse is ooch, wenn dat dann auf anderen Buckeln ausmachst. Jut, nu hab ick Dir verzieh´n und nu hoff ick natürlich uff Besserung. Bissel kleen biste, aber macht nischt, hat trotzdem wat und stört ooch nich. Dass de grau jeworden bist, liecht wohl bissel am Alter. 775 Jahre sind ja nu ooch keen Pappenstiel. De Mundwinkel kriegste sicher ooch wieder ruff, sonst bleiben de Falten so. Paar solche Falten sind ja süß, aber Gramfalten mach´n hässlich, wenn de nur so guckst. Aber bissel Pfiff kriegen wir noch hin, da ackern wa nu dran. Wenigstens nen anständijet Hemde müssen wir Dir mal besorg´n. So, nu futtern wa zusammen ´ne Roster oder ´nen Känguru mit Klößen und Rotkraut, sonst heulste wieder rum und dann stoß´n wa mit´m Rotkäppchensekt an. Mit de Romantik hab´icks nich so, um Dir irgendwat blumijet zu erklär´n, aber siehst ja, dass ick noch da bin. In diesem Sinne: Prost.
Nachdem ich mir die Finger verrenkt habe (Dialekt reden ist leichter als Schreiben), schicke ich noch einen hinterher. „Und neee, ick bin nich von hier.“
Ich war heute also mal schrecklich nett, da es ja ein Liebesbrief werden sollte 😛
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„Uiiiiiiiiiii“ … und „hmmm“… Wie das?, wird nun Mancher fragen. Ich versuchs mal zu erhellen:
Der Kommentar ist in gewohnter, bestechender Art geschrieben… also „uiiiiiiiiiiiii“, ich meine dennoch die Stadt Gera hat ein solches Bekenntnis von seinen Bürgern nicht wirklich verdient, und dann von bekennender Zugereisten? Grübel. Aber wenigstens das Schlusswort erklärt die Contenance etwas. Vielleicht braucht die Verfasserin aber auch gerade diese Umgebung um so brilliant zu sein, wäre doch möglich? 😀
Rudi dem noch fehlte seine Heimatstadt beliebt zu machen… 😉