Wir üben Spendenalarm

„Hilfe, ich bin arm und kann meinen Kindern kein Barbie-Haus kaufen. Bitte nur original verpackt und an folgende Adresse___. Ich übernehme auch die Versandkosten“ finden wir hier und da nicht selten. Schade, ich habe die Screenshots vernasselt. Eine (private, wohlgemerkt) Anschrift wird in soz. Netzwerken sogar öffentlich genannt! Es schicken dann wohl zig mitleidsgeschüttelte Leute ihre Spendenpakete.
Und mal angenommen, die Versender würden tatsächlich „dreist“ das Porto verlangen: Ooops und schon wären wir rechnerisch bei einem Barbie-Haus, einer ganzen anderen Spielzeugserie und das Ganze mitunter auch noch bei Auktionen wieder auffindbar.

Spendendosen und Herz zerreißende Aufrufe (auch die der Fernsehsender) sind also wie jedes Jahr im Umlauf und immer mehr wird auf die Schmerzgrenze geklopft, die die Glaubwürdigkeit meiner Einstellung nach ins Minus reißt. Wer wirklich gutes tun will, spendet ohne Tamtam und Anlass direkt dorthin, wo es gebraucht wird und wo es nachvollziehbar ist, dass es tatsächlich den richtigen Empfänger erreicht. Mir fallen da z. B. die örtlichen sozialen Anlaufstellen ein. Ihr sollt mal sehen, wie sich nicht nur die meisten Kinder wirklich darüber freuen.

Sind Festtage wie Weihnachten für „arm“ oder „reich“? Brauchen wir den Neid? „Der Reiche hat mehr als wir!“ lässt mir die Haare zu Berge stehen! Ich arbeite noch an der 2. Million (da es mit der ersten nicht so klappte) und bin auch ohne Geschenkeregen mehr als zufrieden, da ich auf vieles anderes Wert lege.

Aufschwung hin oder her – Weihnachten ist keine Sache des Einkommens. Der TV-Spot eines Elektromarktes „Weihnachten wird unter´m Baum entschieden“ jagt mir die Nackenhaare hoch. Es geht im Spot natürlich darum, das Geschäft für Weihnachtsgeschenke „leer“- zu kaufen, da ansonsten große Enttäuschung aufkäme, wenn „nur“ Bücher oder „uncooles“ Holzspielzeug unter dem Baum läge. In der Radiowerbung selben Unternehmens hört man den Spruch am Telefon (natürlich Geräuschkulisse) „Hohoho, tief vom Walde komm´ich her…“ und es wird ebenfalls geräuschetechnisch aufgelegt und von Kindern „Du kannst zu Hause geh´n!“ gesungen. Mal abgesehen von der vergriesgnaddelten Grammatik kann man sehen, wie verkommen es schon lange zugeht. Ich denke mit Augenrollen an „Radiowerbung…bleibt im Kopf….“ … und senkt das Niveau.

Wir lassen uns aber von solchen niveaulosen Werbebotschaften kein Weihnachten diktieren, oder?
Kleine Geschenke wie selbst Gebasteltes oder Gebackenes sind persönlicher und man darf mir glauben: die Dankbarkeit und Freude darüber ist nicht geringer als bei phantasievollen Kleinigkeiten. Ich habe von meinen lieben Nachbarn hin und wieder Blumensträußchen, selbst gekochte Marmelade und gebackene Kekse vor der Türe, über die ich mich natürlich wie Bolle freue. Auch selbst gestrickte und andere nette Überraschungen kommen gelegentlich bei mir an. Mir fallen für Nachbarn und Freunde auch recht reizende Sachen ein, die ich verschenke bzw. versende. Man kann sich also ehrlich darüber freuen, da es etwas Persönliches ist. Man ist auch füreinander da, ob mit oder ohne Geschenke.

Ist viel schöner, oder?

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8 Gedanken zu „Wir üben Spendenalarm

  1. Schade dass man beim Anklicken des Lazarusschen Links von diesem fabelhaften Blog vorerst verschwindet. Gibt es da keine bessere Lösung?

    Na, egal…, dann eben den Bäck-Knopf im Browser benutzen.

    Nun was zu Thema. Erst kürzlich habe ich einen guten Bekannten aus einem regionalen Forum getadelt weil er dort ein Video einstellte welches mit in weihnachtlichem Gewande sexuelle Anzüglichkeiten zeigte um dann im Horror zu enden. Ich war, christlich religös wie ich nun mal bin etwas entrüstet darüber was ich ihm dann auch per PN mitteilte.

    Eine gut gemeinte Entschuldigung kam, das Video indessen ist immer noch da wo es ein gestellt wurde. Nun gut, so tolerant muss ich dann wohl sein mit den „Ungläubigen“ 😀 . Muss ich???

    Worauf ich hinaus will: Schon, und spätestens mit der „Erfindung“ des Weihnachtsmannes, vielleicht gar früher mit dem -baum ist diese Fest nur noch Kommerz. Erschreckend oder???

    Nun, für Manche wohl nicht. Aber ich persönlich wäre schon froh wenn man mehr an die Ursprünge dieses, in unseren Breiten Christlichen Festes erinnern würde und sich darauf besinnen könnte. Besonders gilt dies jedoch gerade für die sog. Feiertags- und Beichtchristen um mich herum.

    Aber selbst kirchliche Einrichtungen sind nun auch an diesem ganzen Spendenrummel beteiligt, kein Tag an dem nicht so ein „Bettelbrief“ im Kasten wäre.

    Ich selbst habe mich nicht zuletzt auch deswegen aus den gemeindlichen Sammlungen und Aktionen ausgeklinkt. Aber auch die Gesundheit spielt da eine Rolle, ich habe mein persönliches „Weihnachtsgeschenk“ bereits erhalten indem pünktlich zu Nikolaus bei einer MRT-Untersuchung der nächste Tumor an meiner Wirbelsäule festgestellt wurde. Merkt ihr was…? So funktioniert dass, auch wenn es wie bei mir oftmals gar nicht oder nur bedingt zutrifft. Aber eben ganzjährig!!!, nicht nur an Feiertagen wie dem Zuküftigen.

    Dennoch spende ich weiterhin… ganzjährig meine Aufmerksamkeit den mir nahestehenden Bedürftigen, manchmal kleine Geldbeträge, Hilfe bei Behördengängen…usw.
    Und Pakete nach Rumänien an einige, durch von der Kirche von mir bislang unterstützten Aktionen bekannt gewordenen Adressen stehen schon zum Versenden bereit. Aber eben nicht mehr über die Kirche. Der Freude der Empfänger, zumeist Kinder in Heimen wird dies keinen Abbruch tun. Dies ist nun kein Aufruf zu einer größeren Aktion, wer helfen möchte findet selbst schon etwas.

    Meinem Herzen und der sonstigen Befindlichkeit tut solche Beschäftigung mit anderen Menschen wirklich gut, für mich gilt seit jeher: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Und auch ich „nahm“ schon. Herzlichen Dank an diese lieben Menschen.

    Ich bin sicher dass mir die Blogbetreiberin hierzu nur zustimmen kann weil sie es fast genau so sieht.

    In diesem Sinne… Einen gelungenen 4ten Advent und eine selige Weihnachtszeit mit oder auch ohne Freunde und Familie vom nicht ständig netten Rudi

  2. Kleine Korrektur, der Teufel liegt halt manchmal im Detail…., und ist wie ich feststellen muss auch anderweitig recht aktiv. Muss dem Mal so richtig eins auswischen.

    Ich schrieb: So funktioniert dass, auch wenn es wie bei mir oftmals gar nicht oder nur bedingt zutrifft.

    Nun habe ich diesen Tumor halt tatsächlich sodaß es eigentlich so da stehen muss:

    So funktioniert dass, auch wenn esanders als bei mir oftmals gar nicht oder nur bedingt zutrifft.

    So stimmt es dann. Gruß vom Rudi

  3. Also, unter die Gürtellinie sollte so etwas natürlich nicht gezogen werden, da hast Du recht. Ich habe es mir nicht angesehen, aber ich kann mir gut denken, was da so an derben Anzüglichkeiten kam, da ich diese Vertreter ja kenne.

    Spenden ist ja auch nichts falsches, wie wir beide ja wissen und es auch tun. Wenn ich Vertrauen in eine Organisation wie bsp.-weise den örtl. Anlaufstellen habe, soll es an mir nicht scheitern. Ich habe das ganze Jahr über gegeben und das gern und das immer, wenn auch ausschließlich materiell. Mir ist es egal, ob es eine kirchliche Stelle ist oder nicht, auch wenn ich nicht gläubig bin. Das Vertrauen in die Verantwortlichen ist es, was mich dann dazu bewegt.

    Was mich allerdings sehr stört, ist die „Armutskeule“ einiger Leute, die wie beschrieben sogar auf den soz. Netzwerken um oben im Blogbeitrag beschriebene „Spenden“ betteln und sich nicht damit begnügen können bzw. wollen, dass Spielzeug nicht unbedingt Marke sein muss. Dass man kein abgegriffenes Spielzeug verschickt oder an Einrichtungen gibt, ist für mich selbstverständlich. Schließlich achtet man den Beschenkten ja.

    Öffentlich um Spenden zu bitten ist das Eine (Anlaufstellen etc.), die Keule der „Armut“ (vor allem in diesem Land) an falscher Stelle zu schwingen, die andere. A macht der „Ton“ die Musik, zweitens die Transparenz. Dann hat Spenden auch seinen Zweck erfüllt.

    Ich wünsche Dir, dass es Dir wieder besser geht und die Therapien helfen, zumindest den Schmerz zu lindern oder gar zu nehmen. Und das nicht nur zu Weihnachten, wie Du ja weißt 🙂

    Wir halten tapfer die Teetassen hoch und prosten auf die Freuden an, die uns ja doch hin und wieder am Tage passieren 😀 und die sind die besten Therapien.
    —————————————–
    PS: zur Technik: ich versuchte auch schon herauszufinden, wie Links automatisch im separaten Fenster geöffnet werden könnten. Noch fand ich diesbezüglich nichts.

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