Archiv der Kategorie: Geschichten

Geschichten über dies und das …

Wir üben Stadtleben

Es gibt einen Ort, in dem alles zu stimmen scheint….

Während Frau Hastdumal ständigen Kontakt zu ihren Nachbarn pflegt, folgt ihr auch der Herr Kannstdumal wie ein Hund. Man könnte meinen, sie wären ein Paar. Frau Machichnicht liegt im Garten und lässt es sich gut gehen. Die Kinder von Frau Brauchstdunicht wurden zwar ständig beim Schule schwänzen erwischt, aber sie nimmt es gelassen. In diesem idyllischen Ort wohnen auch die Familien Kannichnicht, Willichnicht, Habichnicht, Gibtsnicht, Sollstdunicht, Mussichnicht, Gefälltmirnicht, Lohntsichnicht, Istmiregal, der Bürgermeister Herr Mussichmalgucken (gehört der Gehtnichtpartei an) und seine Sekretärin Frau Schaffichnicht.

Plötzlich bekam der Ort Zuwachs. Die Familie Wirpackensmal baut ihr Häuschen auf die etwas abgelegene Baufläche. Misstrauisch wird das Ehepaar mit den 3 Kindern beäugt. „Die passen nicht zu uns“ hört man es tuscheln. „Sie sehen anders aus und reden auch noch komisches Zeug“.

In der Schule bekamen die 3 Kinder der zugezogenen Familie ebenfalls zu spüren, dass sie nicht in die Klasse passen würden. Nur Frau Hastdumal und Herr Kannstdumal konnten sich nicht länger vor den Neuen verschließen, denn mit den anderen Nachbarn hatten sie es sich bereits verscherzt. Vorerst funktionierte dieser gute Kontakt auch, bis auch die zugezogene Familie Hilfe brauchte. Bei einem Wasserschaden war ein Großteil ihrer Einrichtung nicht mehr zu gebrauchen. Voller Hoffnung gingen sie im Ort herum und baten um Unterstützung. Hier stießen sie auf erste Absagen, denn die Namen der einheimischen Bewohner kamen nicht von ungefähr. Dennoch gelang es der Familie, wieder auf die Füße zu kommen und erneut versuchten die zwei bedarfsweise kontaktfreudigen Nachbarn ihr Glück, als wäre nichts gewesen.
Die überraschende Antwort, die sie von den Neulingen aber erhielten, ließ sie vor Entrüstung erröten: „Versucht es mal selbst, uns ist es auch gelungen.“

Wie in jedem Dorf und in jeder Stadt geht auch mal etwas kaputt. Die Straßenzustände verschlechterten sich, die Spielgeräte auf den Spielplätzen rosteten vor sich hin und vieles andere mehr würde ebenfalls einige Arbeit und Geld kosten, alles wieder Stück für Stück in Ordnung zu bringen. Die Bewohner machten weiterhin ihren Namen alle Ehre. Bei einem Stammtischbesuch in der Kneipe versuchte Herr Wirpackensmal wiederholt, die übrigen Bewohner und dessen Bürgermeister zu motivieren, entsprechend ihrer Fähigkeiten an den Reparaturen und Verschönerungen mitzuwirken. Es könnten die Frauen für das Essen und Getränke der Helfer sorgen, während andere die Kinder hüten. Jeder könnte nach seinen Fähigkeiten eingesetzt werden, die Spielgeräte, Parkbänke zu reparieren, das Kulturhaus zu verschönern und vieles mehr. Woran scheiterte es?

„Vieleviele Hände bereiten der Arbeit schnell ein Ende“ lautet ein weiser Spruch. Dieser stand plötzlich auf vielen Bannern, die am Spielplatz, am angrenzenden Park und am Kulturhaus hefteten. Einige Bewohner schauten aus ihren Fenstern, andere gingen zögernd auf die Baustellen zu, an denen die Kinder der Familie Wirpackensmal begeistert die Bänke mit Blumen und Schmetterlingen bemalten. Vorher hatte ihr Vater sie repariert und nun werden sie nach der Verzierung lackiert. Viele vorerst Schaulustige gingen Kopf schüttelnd wieder in ihre Häuser. Überraschenderweise kamen aber Einige samt Familie wieder und hatten ihre Handwagen mit Werkzeug und Farbe voll. Selbst Familie Lohntsichnicht ist begeistert dabei, die Bepflanzungen zu übernehmen. Der Platz füllte sich mit Tischen voll Kaffeekannen und Kuchentellern. Schnell wurden jegliche verfügbare Stühle herangeholt. Der Bürgermeister Herr Mussichmalgucken und seine Sekretärin Frau Schaffichnicht haben sich ebenso zu Taten herabgelassen und besorgten fehlende Materialien. Man könnte meinen, Frau Schaffichnicht hätte ein Schmunzeln im Gesicht, als sie durch den Ort geht und Spenden sammelt. Am Ende sehen wir eine Grillparty in einem wunderschön wiederhergestellten Park, einen hübschen Spielplatz und einen stolzen Bürgermeister, der vorerst kurz mit einem Beschämen an seine Partei dachte und einen Entschluss fasste.

Gut, der neue Anstrich auf den hergerichteten Spielgeräten muss noch trocknen, die Straßen sind noch dran und vieles mehr ist noch zu schaffen, aber die Banner mit dem weisen Spruch haften noch immer hier und dort und wer weiß…?

Der Farbtopf mit dem Rosa ist für die Geschichte jedenfalls alle 😉

„Das graue Schaf“ Teil 2

Wir erinnern uns an die Wiese, die eher eine Steppe ist und an das graue Schaf, welches sich das rettende Löchlein unter dem Gitter grub und sich aus der Herde entfernte?

Inzwischen ist auch ein neuer Schäfer zur Herde geschickt worden. Dieser wirkte gutmütiger den Schafen gegenüber. Das graue Schaf trat nun zum letzten Mal zur Herde, um die neue Frau im Hause zu sehen. Doch es traten noch 4 Mägde auf die Bildfläche. Die eine redete wie die andere auf die Schäfchen ein, wie gut sie doch noch Wolle gaben und weiterhin geben mögen. Man könnte meinen, es wäre ein Wettstreit der warmen Worte. Die dritte Magd setzte sich mit Staffelei und Pinsel vor die Herde und malte, während die vierte die Schafe befragte und sich viele Notizen machte. Zwischen dem vielen „mäh“ war auch ein zeitweilig artiges „mök“ zu vernehmen. Auch Portraits wurden von den Schäfchen gemalt, während sie ein Leckerli bekamen. Ein lächelndes Schaf auf den Bildern zaubert Idylle, dachten sich die Mägde.

Dass beim grauen Schaf der Wollansatz schon fast verrußte, übersahen sie anscheinend. Das graue Schaf erinnerte sich nämlich mit Gewitter unter der Wolle an die eine Magd, deren Freunde die Herde auf die Steppe trieben, da sie enge Vertraute des Bauern sind. Natürlich verstanden die armen anderen Schäfchen wieder nicht, dass sie nach der Steppe wohl noch in die Wüste getrieben werden und auch weiter Wolle geben sollen. Sie erfreuten sich artig zufrieden kauend am Leckerli und der warmen Worte. Beinahe könnte man meinen, die Worte würden glühen. Nachdem die Mägde hatten, was sie wollten, gingen sie zum Hof zurück.

Das graue Schaf schüttelte erst den Kopf, dann die restliche Wolle, um sie zu kühlen und zog von dannen. Einige Meter weiter blieb es stehen und blickte müde lächelnd zurück denn:

Wohin sich die Herde weißer Schafe treiben lässt, ist absehbar, schließlich gibt es auch Böden aus Beton…

Leider hat sich die Beweglichkeit der Hufe zur gestenreichen Kommunikation nicht verändert. Vielleicht funktioniert dieses bei neuen Züchtungen?

 

Die erste Fabel zum Schäfchen ist im Dezember 2010 zu finden.

Das graue Schaf

Diese Geschichte mag vielleicht vergleichbar verbreitet sein, diese hat allerdings einen speziellen Hintergrund. (Ist auch bei Ciao zu finden)

Es war einmal ein Bauernhof, wir sehen eine Weide, hören ein bisschen „Muh“, „Mäh“ und Gegacker aus der Ferne. Unser Blick fällt auf die Schafweide mit einer Herde weißer Schafe, so 36 Stück, welche ordentlich Wolle und Milch bringen. Diese grasen friedlich mit einem hin und wieder nörgelndem „Möööööööööh“ auf einer mäßig saftigen Wiese vor sich her.

Plötzlich kam der Schäfer und trieb die Schäfchen in die Steppe. Kein Gras, nur grau und gelb ist zu sehen. Die Schäfchen beschwerten sich natürlich mit einem verdammt lauten „Blööööök!“.
Aber was ist das? Ein Schaf, welches etwas helleres Schwarz oder dunkleres Weiß hat, machte „Möööööök“. Ist es eine andere Schafsprache? Ja, Dieses Schaf war neu in dieser Herde. Die anderen Schafe beäugten es eher misstrauisch, hatte es doch so ganz andere Manieren und sprach eine fremde Sprache. Das graue Schaf blökte nicht wie alle anderen Schafe und zog daher missmutige Blicke auf sich, da es sich einfach nicht anpassen wollte. Es sprang herum und wetzte durch die Herde, was Unruhe in die träge Masse brachte.

Das „Mööööööööök!“ hieß übersetzt: die anderen sollen sich wehren, sie sollen dafür kämpfen, wieder und besseres grünes Gras zu bekommen, um die geforderte Leistung zu bringen, ob mit Schäfer oder ohne. „Überzeugen wir den Schäfer und den Bauern, grünes Gras zu bekommen um unsere volle Leistung zu bringen oder müssen wir über den Zaun oder ihn gar zerstören? Mit gemeinsamer Kraft würde es eine Herde ja schaffen.“
Das graue Schaf wandte sich Hilfe suchend an eine Kuh, die Gans, das Huhn, die auf der angrenzenden Fläche weideten. Diese Kuh schaute gütig kauend auf das Schaf und sprach ein paar warme Worte, die Gans verstand den Ärger nicht und das Huhn gackerte alles nach. Diese halfen dem grauen Schaf und den weißen Schafen also auch nicht. Die Kuh war außerdem eine verbündete des Schäfers, was das graue Schaf später zu spüren bekam. Die Gans und das Huhn gackerten um die Wette über das Gehörte und das bekam der Schäfer mit.
Die andere Sprache des grauen Schafes gefiel weder den Schafen noch dem Schäfer. Den Schafen war es unbequem, sich das lockig frisierte Köpfchen einzurennen. Dem Schäfer gefiel der Aufruhr des grauen Schafes nicht, da er befürchtete, die weißen Schafe würden doch noch streiken oder ausbrechen wollen. So schickte der Schäfer seinen Schäferhund einige Male auf das graue Schaf los, um es zu Gehorsam zu bringen. Er biss dem Schaf ins Ohr. Das graue Schaf verstummte vorerst mit verschmitztem Blick und schmückte das Loch mit einem hübschen Steinchen. Die weißen Schafe grasten mit mürrischen Blicken weiter auf der steppenähnlichen Weide, sofern man sie so nennen kann. Einige Schafe brachten ihre Leistung nicht mehr ein, sie sind geflüchtet und das fiel auch dem Bauern auf. Der Schäfer sah, dass es Zeit zu handeln war, bevor es noch weniger Wolle und Milch gab. Der Schäfer stellte sich mit den weißen Schafen vor das Bauernhaus und ließ die Schafe ihr Leid klagen. Wo war das graue Schaf? In einem Extra-Käfig gesperrt, damit das anders klingende „Mööök!“ nicht stört. Nun suchte und fand man eine Fläche, die weder richtig Weide noch Steppe war.

Solange die Schafe, wenn auch missmutig blökend grasen und nicht ausbrechen oder dem Schäfer und dem Bauern in den Hintern stoßen, wird der Bauer die Weiden nicht wässern. Es geht ja offensichtlich auch so. Das graue Schaf indes hat sich in mühseliger Kleinarbeit ein Wasserlöchlein gegraben und blökt ein entspannteres „Mööööök!“.

Was uns das graue Schaf damit sagen will?

Die Hufe behindern leider eine gestenreiche Kommunikation…

— Ende —