Es ist schon fast Mitte November, brrr…
Während ich nu so mit Flanelljacke durch den Kaltstall… äh Bude laufe, steigen die Preise für Lebensmittel entgegen jeglicher rosa Meldungen ziemlich in die Höhe. Für eine stinkeinfache Gurke um die 1,30 Eur. Ich kann natürlich auch das unnötige Blattgold darauf übersehen haben. Und so sehr viele, wie auch ich in gefühlt einer Nussschale auf dem wütenden Preismeer rudern, eines geht absolut gar nicht:
Tiere aussetzen !
Seit einer ganzen Weile hat sich die neue GOT als ein Freifahrtschein für horrende Kosten herausgestellt. Selbst der „einfache Satz“ ist heftig. Was glaubt Ihr, was die ganzen Notstellen stemmen müssen, wenn Tiere aller Art gefunden und in den Notstellen abgeliefert werden? Und sie sind auf private Spendengelder angewiesen. Nix vom Staat!
Es wurden zur Coronazeit schon etliche Tiere angeschafft, um die vermeintliche Einsamkeit zu lindern. Hat sich echt wer an die Kontaktsperren gehalten? Wohl kaum jemand. Ich habe noch das dummbockige „Wir lassen uns gar nichts verbieten!“ und „Wir können alle selbständig denken!“ in Wort und Schrift vor mir. Selbständig denken wäre schon mal zumindest für den Anfang eine grandiose Idee gewesen. Die meisten Tiere, die also als Kuscheltier herhalten mussten, wurden oft auf Parkplätzen, Müllplätzen, aktuell lt. einer Meldung eines Tierheims sogar über einen Zaun und sonstwo „entsorgt“. Katzen, Hunde, Kaninchen, Nagetiere. Ziemlich offensichtlich haben die meisten die Kosten- und Pflegeintensität von Kaninchen und Meerschweinchen unterschätzt.
Beispiel gefällig? Ich habe 2 Meerschweinchen. Es stehen ihnen die Mindestfläche von 2 qm zu, die sie auch zur Verfügung haben. Wo andere ihre Sofas haben, steht vor meinem Bücherregal das Gehege. Da es nicht meine ersten Schweinis sind, war ich mir über die Verantwortung und Aufwand bewusst. Das Einzige, was ich zum ersten Mal habe, ist die teilweise Fleecehaltung, da die Mengen an Streu in Wohnungen wegen Mül und Schlepperei kaum zu händeln wären.
Anschaffung der Tiere, des Geheges, Zubehör sind natürlich je nach Angebot unterschiedlich. Es gibt günstige Systeme, bei Fleecehaltung bekommt man oft günstig in Gebrauchtbörsen oder im Ausverkauf günstige Fleecedecken, Statt Häusern habe ich 2 Unterstände aus einem alten Telefontisch, Wichtig ist ja, dass sie zu allen Seiten rein und raus können. Das bieten viele Häuser leider nicht. IKM-Matten sind der größte Posten an Anschaffungskosten, auch wenn es sie günstig gibt. Aber man braucht je nach Gehegegröße ja einige. Zum Schutz des Bodens PVC-Folie. Die Tiere sind in meinem Fall aus privater Hand. In Notstationen fällt z.B. die berühmte Schutzgebühr an und die Tiere sind kastriert und gesund oder es wird im anderen Fall darauf hingewiesen. Ich komme in meinem Fall auf ca. mit allem Drum und Dran auf 200 Eur.
Haltung: Ich sammle täglich einen 7 Liter-Behälter voll Wiese und ergänze im Sommer wenig an Salaten, Kohl und Gemüse, aber reichlich an Kräutern. Zweige ebenfalls täglich im zum Schnurpsen Das Angebot ist im Sommer ja größer. Im Winter muss ich mehr an blättrigem Grün wie Bittersalaten, Kohl etc ergänzen, weil es natürlich immer weniger Wiese gibt und es wegen des steigenden Fructan-Gehaltes in größeren Mengen schädlich für die Tiere ist. Kosten pro Monat ca. 40 Eur. Einstreu pro Monat ca. 15 Eur, Wäscheaufwand (Wasser, Strom etc) ca. 15 Eur/ Monat, Heu ca. 20 Eur im Monat. Variabel sind natürlich Kosten für TA + Taxi, da ich ÖPNV mit den Tieren vermeide. Hat jemand die Fixkosten addiert? Wir kommen auf ca. 90 Eur allein bei den Fixkosten. Wenn es noch Leckerchen wie Kräuterblütenheu und mal Erbsenflocken sein sollen, kommt noch etwas dazu. Was ich an Kräutern übrig habe oder geschenkt bekomme, wird gewaschen, getrocknet und teilweise für selbst gemachtes Kräuterblütenheu und Tee verwendet. Und dann wäre da noch die kleine Hausapotheke mit Mittelchen, die teilweise für Kleinkinder als auch Tiere geeignet sind, aber natürlich die Dosierung eine ganz andere ist. Spezielle Pellets zum Einweichen für Päppelbrei, Magen – und Darmbeschwerden, die aber auch durch einen TA abgeklärt werden müssen. Jegliche Auffälligkeiten, ab zum TA!
Pflegeaufwand: Ich kann auch hier nur für mich bzw. die 2 Meeris sprechen: Morgens Reinigung des Geheges ca. 15 Minuten incl. Fütterung, abends das Gleiche, also noch mal 15 Minuten. Wiese und Zweige holen ca. 30 Minuten. Wir sind also bei ca. einer Stunde. Sind die Tiere nun Deko? Nein, ich beschäftige mich abends mit ihnen. Da wird sich mit dem Saubermachen etwas Zeit gelassen, mal ein bisschen gestreichelt, wenn sie möchten. Ein paar kleine Suchspiele mit gesunden Leckerchen und Schnüffelteppich, Klopapierrolle oder Stapelbechern. Oder ich sitze einfach im Gehege und es gibt Kräuterblütenheu aus der Hand oder auch mal ein paar Möhrenflocken. Erbsenflocken gibt es nur als Belohnung und Betthupferl. Sind nunmal leider Dickmacher, daher mit Maß.
Und mindestens alle 14 Tage der „TÜV“ , Untersuchung des Tieres durch den Halter. Hierzu gibt es genügend Artikel und Videos. Dauer ca 1 Stunde.
Sind die Tiere (nur) etwas für die Kinder? Bedingt!
Es sind definitiv keine Kuscheltiere sondern Beobachtungstiere. Sie werden von mir nur im Gehege gestreichelt, wenn sie es zulassen. Sie können also ausweichen, wenn sie es nicht möchten und das ist zu respektieren. Herausgenommen werden sie im Notfall, Gehegewechsel oder Umbau, TÜV oder Tierarztgang. Beim Untersuchen wird natürlich auch ein wenig gestreichelt, beruhigt und mit Leckerchen bestochen, damit sie eher Positives damit verbinden. Medical Training ist auch wichtig.
Empfindliche Verdauungssysteme und Atemwege sind schon zwei von vielen Punkten, die ganz viele Leute bei Kaninchen und Nagetieren nicht auf dem Schirm haben und durch falsche Ernährung erkrankte Tiere haben.
Wird es unbequem, ab zum Aussetzen ?!
Warum informieren sich Leute lieber darüber, welche Babypuppe am echtesten pinkelt oder welches Gerät das Beste ist, aber vor einer Anschaffung eines Tieres null?! Es gibt viele seriöse Seiten, in denen über alles rundum informiert wird.
Bald steht Weihnachten vor der Tür.
Kommen dann die nächsten potenziellen Notfellchen unter den Baum, weil die Kinder nach einem Tier quengeln?
Für die meisten Kinder und Jugendliche ist es halt „cool“, Ratten zu halten oder einen Hamster. Haben ja nicht viele Bedürfnisse, oder? Falsch! Was ich bislang erleben und hören musste, würde Bücher füllen und den Tierschutz oder Vet.Amt auf den Plan rufen. Achnee, die haben ja keine Lust! Im Büro ist es ja viel kuscheliger!
Ich habe vor vielen Jahren einen Hamster und eine Ratte vor dem Halsumdrehen gerettet. Für den Ratz habe ich dann noch einen Kumpel besorgt. Wie die Jungfrau zu dem Kinde kam, war ich erstmal unkundig in Sachen Ratten, aber es gibt ja Infoquellen, die ich besucht und befragt habe, um den zwei Herrschaften ein gesundes und glückliches Leben zu bieten. Den lt. Vorbesitzern aggressiven Hamster habe ich zahm bekommen. Ich hatte auch schon andere Tiere mal zur kurzen Urlaubs- und Krankvertretung in Pflege. Wiedersehensfreude war eher sparsam und Tipps zur Unterbringung, Ausstattung etc. liefen leider durch zwei Ohren durch. Arme Hamsterdame zum Beispiel.
Überlegt Euch VORher, ob Kindechen die Reife dafür hat, sich täglich um die Tiere zu kümmern, ob es auch versteht, dass das Leben eines jeden Wesens auch mal endet, durch Altersschwäche oder durch Krankheit, welche nur noch behandelt werden kann, wenn nicht heilbar, dass ein Tier im äußersten Fall auch eingeschläfert werden muss. Für uns Erwachsene ist das schon heftig, zu vekraften (da rede ich noch nicht mal von den Kosten!) . Einfach ein Tier sterben lassen und es austauschen, damit Kindchen an endloses Leben glaubt und nicht traurig ist, ist der völlig falsche Weg! Den Kindern muss es mitgeteilt werden und sie gehören aufgefangen und getröstet. Sie müssen lernen, damit umzugehen.
Ist die Reife noch unsicher oder gar nicht vorhanden, schenkt ihnen lieber eine Patenschaft in einer Notstation eurer Wahl, in der sie mit Absprachen vor Ort mitgucken und evtl. mithelfen können. Dazu gehört z.B. Futter sammeln, Füttern, bei der Reinigung der Gehege beteiligen z.B. Nur so bekommen sie ein Gefühl dafür, was die Tierhaltung, welcher Art auch immer, bedeutet. Jeden Tag Reinigung, jeden Tag füttern, regelmäßig Tier untersuchen, Krallen schneiden und auch vom TA checken lassen etc. .
Wer meinen Worten keinen Glauben schenken möchte oder kann, befragt gerne Notstationen. Sie haben bei den sozialen Netzwerken meist eine Fanseite, Webseiten, Erreichbarkeit Telefon und Whatsapp etc.
Sie haben etliche Tiere aller Art zu versorgen, vom abgeladenen Wildtier bis zur großen Menge an Beschlagnahmungen etc.
Neben Job und Familie kümmern sie sich täglich über die körperlichen, psychischen und auch finanziellen Grenzen hinaus um vernachlässigte, verletzte und anderweitig kranke Tiere. Sie sind auf private Spenden angewiesen, bekommen, wie schon oben angesprochen null öffentlich finanzierte Unterstützung und können sich auch kaum Mitarbeiter leisten, die ihnen wenigstens einen kleinen Teil der ganzen Arbeit abnimmt. Gehege säubern/ desinfizieren, Quarantäne, Pflege, Versorgung, Medikamente verabrechen, Tierarztbesuche (Kastrationen, Krankheiten, Check von aufgenommenen Tieren etc und ich sprach oben schon von der neuen GOT!) , Futterkosten, da sich nunmal nicht jedes Tier nur von Wiese ernährt, Zubehöre, Einstreu und und und. Die Liste dürfen die Notstationen gern noch ergänzen.
In diesem Sinne: Wenn Ihr Verantwortung ins Haus wollt, ob Tiere oder Kinder, dann konsequent.
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