Wie oft habe ich schon festgestellt, dass ich wohl eher ein verloren gegangenes Kerlchen bin? Ich habe beispielsweise nur einen Kleiderschrank voll Nichtsanzuziehen und nein, Geschlechtsumwandlung kommt für mich nicht in Frage, denn ich kann über mich selbst lachen. Darum muss ich es halt fürs nächste Leben probieren, nöch?
Sehr geehrte Damen und Herren, wo auch immer,
ich bin im aktuellen Leben als Frau geboren und suche eine neue Herausforderung. Da ich auf Geschlechtsumwandlungen keine Lust habe, bewerbe ich mich fürs nächste Leben als Mann auf der Erde. Ich grenze meinen Wirkungsort aufgrund der ungünstigen Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel auf anderen Planeten ein. Man legte mir ohnehin nahe, sesshaft zu werden, auf Umzüge habe ich eben nur wenig Lust.
Was mich zum Mann qualifiziert wäre ja schnell gesagt. Da ich aber noch eine Frau bin, erkläre ich es gern lang und breit, selbst Schuld. Meine Eltern hatten schon früher den Wunsch, das dass das erstgeborene Kind ein Junge werden soll. Ich kann mir aus der Erzählung heraus schon vorstellen, wie enttäuscht sie dreingeschaut haben, dass ich unten rum keinen Zipfel habe. Nun mühten sich meine Eltern sehr, mich stets wie einen Jungen aussehen zu lassen, von Jungenschlafanzügen, die mir selten gefielen bis zu ratzekurzen Haaren, obwohl ich sie gern lang gehabt hätte. Die Mühen, mich wenigstens optisch und in meiner Art zu einem Jungen zu machen, reichten nicht aus, also wurden Interessen zu Amateurfunk und Feuerwehr herbeigeredet. Übrig blieb die Ausbildung im Amateurfunk bei der GST. Als einziges Weibchen hatte ich mich in der Jungengruppe trotzdem wohl gefühlt und mich wacker geschlagen. Plötzlich war mein Vater stolz, dass das Kindelein ein verdammt gutes Gehör und auch eine gute Auffassungsgabe hatte. Das verdammt gute Gehör hätte sicher für die Stasi nützlich sein können, wenn sie noch bestünde und ich nur noch hätte üben müssen, mich mit nur wenig Anlauf mit einem Ohr an Wänden festzusaugen.
Zu meinen phantastischen Voraussetzungen kamen viele Entwicklungen dazu, die mich als künftigen Mann auszeichnen würden. Ich besitze nur einen Kleiderschrank für meine Bekleidung und verschweige…nein nun ists raus und einen Kleiderständer für Jacken. Außerdem habe ich wenig Sinn für rosa Krimskrams, den hatte ich noch nie. Schon immer denke ich eher rationell und im Gegensatz zu gewöhnlichen Frauen kann ich sogar mehrere Sachen auf einmal ignorieren oder sogar versauen.
Ich möchte im nächsten Leben also als Mann auftauchen, da ich es auch praktischer finde, keine allzu große Auswahl an Textilien und Frisuren zu haben, zumal Herrenschnitte weit preiswerter sind. Uns Frauen möchte man ja gern „waschen, schneiden und fönen“ aufdrängen, auch wenn wir es auch gern einfacher hätten. Praktischer finde ich es außerdem, mir keine Sorgen mehr zu machen, wie ich wo mal „eine Stange Wasser“ lasse und habe in Männerberufen wieder Chancen, da es als Frau schwierig war.
Falls ich Sie überzeugt habe, werde ich es im nächsten Leben sehen, wenn nicht dann nicht. In welchem Geschlecht Sie mich vorsprechen lassen, werde ich sehen, denn zu spät soll das Gespräch ja nicht stattfinden. In Ihrem Interesse wäre es doch als Mann, da er für weniger geschwätzig gehalten wird.
Mit freundlichem Fußkuss.
Similar Posts:
- None Found