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Wir üben die neue Frühlingsfrische …

Jetzt (Achtung!) „frühlingt“ es ja so richtig. Inzwischen sind wohl schon mutig die dicken Wintersachen eingemottet worden. Aber bedenket: lasst noch nicht alles Warme in der Unterbettkommode oder sonst wo verschwinden, es wird sicher noch mal knackig.

Apropos knackig: Wenn sich jährlich der Tag des (mindestens) kalendarischen Alterns nähert, füllt sich nicht nur der Briefkasten schon mindestens eine Woche davor mit etlicher Werbung als Glückwunsch getarnt. Es kommt noch besser. Meine liebe Tante väterlicherseits rief mich vor einigen Tagen an, um wieder mit mir zu schwatzen und zu erfragen, ob ich in der Zwischenzeit vielleicht umgezogen wäre. Ich verneinte lachend mit der Frage, wie sie darauf käme und dass ich doch erst vor nicht langer Zeit einen Brief schickte. Und dann kam die goldene Frage hinterdrein: “Sag mal, wie alt wirst Du jetzt eigentlich?“ In diesem Moment fuhr ich zusammen und antwortete ihr mit eher fragendem Ton. Ich versuchte dann fix abzulenken, indem ich sie danach frage, ob das Wetter bei ihr auch so schön sei und ob sie sich auch freut, endlich den dicken Schal gegen ein leichtes Tuch austauschen und die Mütze weglassen zu können. „Kindchen, Du musst Dir keine Sorgen machen, graue Haare sehen auch sehr schön aus. Früher habe ich meine Haare auch gefärbt und es dann einfach gelassen.“ Ich war ein bisschen schockiert und musste dann schon lachen. „Tante M., ich fragte dich, ob ihr nun auch so schönes Frühlingswetter habt und über die ersten grauen Haare wettere ich nur scherzhaft.“ Darauf kam zurück, dass unsere inzwischen verstorbene Oma ihren 80. Geburtstag so schön ausrichtete und ob ich mich daran erinnern könnte. „Natürlich erinnere ich mich, es war toll. Aber ich bin noch nicht mal halb so alt und es wird wie jedes Jahr eine kleine Runde.“ Nach ein paar weiteren kleinen lustigen Missverständnissen hätte ich zwar große Lust, ihr Hörgeräte zu schenken, aber lasse es natürlich artig. Wir beendeten das Gespräch doch noch mit dem letzten Thema Wetter und wie herrlich die ersten Frühjahrsblüher leuchten (erleichtertes *puh*).
Nun ist der Krachertag inzwischen vergangen, ich lebe noch und was soll ich sagen? Es kam einen Tag vorher ein Paket, welches ich dann am frühen Nachmittag öffnete. Neben einem geblümten Schlafanzug befand sich hübsch eingewickelt eine kleine Tablettenschachtel „Biotin“ mit einem Zettelchen dran: „Du hast ja auch so feines Haar…“. Ich denke jetzt bei jeder Tablette schmunzelnd daran, dass ich „auch im Alter“ sehr bald irre kräftiges Haar bekommen soll. Beim gestrigen Telefonat konnten wir darüber lachen, als wir ein bisschen darüber witzelten, wie ich meine Hand bald filmreif (oder für einen TV-Spot?) durch meine wahnsinnig kräftige Mähne fahre und sie in Zeitlupe (vielleicht sogar auch schon altersbedingt?) schütteln werde. Ja, ein Teil meiner Verwandtschaft ist wirklich süß und ich erwische mich auch noch immer beim Kichern, dass man bislang noch davon abgesehen hat, mir Stützstrümpfe zu schenken 😉

Passend zu den Frühlingsgefühlen sehen wir ja, wenn wir möchten, wieder diverse Kuppelformate. Von mir werden sie jedenfalls „Häkeldeckchen-TV“ oder auch „Resterampe-Show“ genannt. Es melden sich also wieder besorgte Mamis an, um ihre Söhnchen später entsprechend sicher versorgt zu sehen. Zu Lebzeiten möchten sie ihre künftigen Schwiegertöchter natürlich auf Herz und Nieren prüfen, vor allem aber auf die Hausfrauenqualitäten, damit die Söhnchen immer saubere Wäsche und einen vollen Magen haben. Beim anderen leiblichen Wohl *hust* hält sich die eine oder andere Mami vielleicht sogar heraus. Ich stelle mir wieder lachend den Inhalt der entsprechenden Drehbücher vor. Nun las ich im Regionalblättchen, dass sich auch aus dieser Gegend jemand bei diesem Format vorstellt. Ich lese beispielsweise die Wunscheigenschaften „häuslich und verständnisvoll“, wie in fast jeder Kontaktanzeige. Was Experten dazu sagen würden, gleicht oder ähnelt sicher meinem Verdacht. Wie bei den Bauern in einem ähnlichen Format könnte man auch hier Stellenanzeigen draus machen, wenn das Ganze echt sein sollte, wie man uns ja gern ständig vermarkten möchte. „Suche Haushälterin für uns und sie sollte gelegentlich besonders nett zu meinem Sohn sein“ oder so. Ich muss auch schon so drüber feixen, wie man Darsteller aus älteren Folgen wieder zeigt, ob sie nun glücklich geblieben sind oder ob neuer Bedarf besteht. Irgendwie passend las ich letztens einen herrlichen Spruch „Irgendwann findet jeder Topf seinen passenden Deckel. Bis dahin langt erst einmal die Frischhaltefolie.“

Und damit wir knackig bleiben und die Frühlingsgefühle erhalten bleiben, findet sich vielleicht etwas im Werbeblock: Kommen wir noch mal zu unserem Blondchen, welches ja stets Models „castet“. Natürlich geht es wieder um Haarpflege- und Stylingprodukte. Diese Serie soll jetzt bei jedem Wetter frisch und kräftig halten. Kommt es irgendwem bekannt vor? Genau…Gegend XY, die Sonne knallt, es weht mächtig, die Frisur steht immer noch. Passend zur gelegentlich wenigstens wohlfrisierten Dame hätten wir nun den nächsten Knaller. Ähm, die Autoscheibenspezies scheinen mit mir wohl einen Wettlauf gestartet zu haben. Nun wirbt man mit einer etwas holprigen Liebesgeschichte. Ein Mann sieht auf der Straße eine hübsche Frau, die offensichtlich eine Autopanne hat. Allerdings stellt er plötzlich fest, dass er einen Steinschlag an der Frontscheibe hatte, die gerade entstand. Nun braust er also an ihr vorbei, um ersteinmal den Steinschlag an der Scheibe entfernen zu lassen. Später sieht man ihn dann zur Dame am Straßenrand zurückkehren. Während der Handlung erklärt uns der Beglückte natürlich, wie komfortabel der Service ist und es ihn bedingt nichts kostet. Hach, so eine schöne Liebesgeschichte, nicht wahr? In einem anderen Spot nimmt man dem Zuschauer sogar den Schrecken, dass man nicht einfach die Zeche prellt, sondern mit entsprechender Bedingung nichts zahlen muss. Hach, da können wir aber aufatmen, dass das TV-Spot-Drehbuch so geschrieben wurde.

So, in diesem Sinne: Prost Käffchen auf das Drehbuch des Lebens und ja, wir sind in diesem Falle die Regisseure und Hauptdarsteller zugleich.