Wir üben mal ein bisschen Krankenhausdrama…

Eines möchte ich am Anfang dieser Tapete nochmals loswerden: Gäbe es nicht die Leute, die mir in jeglicher Art, wie auch immer, geholfen und mich aufgemuntert hätten, wäre der Albtraum wohl schlimmer als beschrieben ausgegangen.

 Es ist wirklich im positiven Sinne verrückt, wie viele Leute ich hinter mir habe. Noch verrückter ist, dass man sie alle im Internet kennen lernte, ob nun in Foren oder auf sozialen Netzwerken, die in dieser Hinsicht ihren Namen verdient haben.  Ich bekomme auch sehr viel Unterstützung von meinen Direktnachbarn, denen ich ebenfalls ständig dankbar bin und das auch von Angesicht zu Angesicht sage. Es ist irre, wie sehr man sich zumindest im privaten Umfeld aufgefangen fühlt. Das muss auch  in nächster Zeit begossen werden. Ich kann jedenfalls nicht mehr warten, bis ich wieder mehr als 10 Minuten stehen, gehen und normal sitzen kann. Denn das würde zu lange dauern. 

Trotzdem schicke ich ein dickes Dankedankedanke voraus und ein kleiner, vielleicht lustiger Erfolg: Ich hätte unter der Dusche den besten ..äh Rocker oder Boogie…Sonst wastänzer abgegeben, wenn ich eine Gitarre in der Hand gehabt hätte. Ich konnte also endlich duschen, statt mich am Waschbecken zu waschen. Ich stand gute 10 Minuten darunter und seifte herum, als müsste ich mir ganze 4 Wochen herunterschrubben und schlackete dabei mächtig mit den Knien – ein Bild für Götter. Ich kann sogar selbst drüber lachen, auch wenn es hätte schief gehen können. Nein, ich bin natürlich sauber aus der Klinik gegangen, aber könnte man sich Erlebnisse herunterwaschen, wäre so mancher Facharzt wohl doch verhungert.

Und nun zur Tapete, die viel Geduld erfordert, aber ja auch nicht im ganzen Stück gelesen werden muss. Und wer interessiert ist, wird sich der Leseherausforderung auch stellen 😀

Man möge mir verzeihen, dass ich noch  nicht die für abends verordnete Jubelpille namens „Saroten“ eingenommen habe. Macht aber nichts, ich bin nämlich noch immer ein sehr lebenslustiger Mensch, ganz im Gegenteil zu dem, wofür dieses Medikament eingesetzt wird. Mein soziales Umfeld wird es sicher auch lachend bestätigen. Tiefpunkte haben wir alle mal. Und nein, man sorge sich nicht, dass ich aus der Psychiatrie aus schreibe oder gar geflohen wäre. Ich war eine ganz normale Patientin die ganze 4 Wochen (also zuzahlungspflichtigen Zeit) aufgrund starker Schmerzen in den Füßen und danach gestellter Diagnose in der „Lungenstation“ lag.
Stopp…was ist eigentlich „normal“ und was macht eine Patientin mit schmerzenden Füßen eigentlich auf einer solchen Station? Gut, das kann man sicher noch klären.

Wenn der ambulant behandelnde Arzt nicht mehr weiterkommt, mir zu helfen, schreibt er eine Überweisung an einen Facharzt in einer Klinik, um über evtl. Aufnahme im richtigen Bereich zu veranlassen. Gut so, denn nicht jeder kann alles, wie auch im med. Bereich.
In meinem Falle war es die Neurologie. Im ersten Moment, als ich es auf dem Schein las, dachte ich, der behandelnde Arzt würde mir Einbildung meiner Schmerzen unterstellen und fragte nach. Falsch gedacht, es ging tatsächlich um die „Nerven“. Gerade fällt mir siedendheiß die Frage ein, warum man mich nach der ständigen Feststellung der falschen Station nicht wieder in einen solchen Bereich zurücküberwiesen hat bzw. verlegte, da es jetzt erwiesenermaßen „Nervensache“ ist. Fast niedlich im positiven Sinne ist es, wenn sehr junge Ärzte und Ärztinnen am Werke sind, die ihre Untersuchungen noch sehr behutsam vornehmen. Vorsichtig ertasten sie die Stellen, um herauszufinden, wo genau der Schmerz sitzt und welchen medizinischen Fachbereich man dann am besten anvisiert. Auch bei der Blutentnahme war kaum Schmerz zu verspüren und sogar kaum sichtbare Spuren bis auf den frischen Pieks, was ja normal ist. Umsichtig und verantwortungsbewusst finde ich es auch, wenn sie nach ihrer Untersuchung Rücksprache mit ihrem Chefarzt halten. Dieser war ein recht humorvoller, aber während der Untersuchung schon etwas energischer Vertreter seines Fachs. Woran es liegt, kann man nur spekulieren. Von „lange nicht mehr gemacht“ bis „Routine“, was allerdings kein Zweifel an der Kompetenz sein soll. Ich erlebte so etwas auch in einem anderen Klinikum, in dem etliche Ärzte an meinem Bett standen, sich einfach mal eben ein Bein nahmen und es wieder plumpsen ließen. Selbes geschah auch mit den Armen. Eine junge Ärztin fragte mich urplötzlich, ob sie sich ein Bein und einen Arm genau anschauen dürfe. Ich bejahte natürlich und sie sah, dass ich amüsiert war. Auf ihren fragenden Blick hin sah ich die Runde zu den anderen Ärzten und sagte schmunzelnd dass sie wohl als erste oder gar als Einzige bemerkt haben muss, dass der Körper im Bett lebt und auch sprechen kann. Die Ärzte guckten vorerst betreten, konnten dann auf mein weiteres Schmunzeln und Zwinkern auch lachen. Natürlich müssen Ärzte nicht fragen, aber ich fand es so klasse, dass es eine junge, wohl frisch fertig studierte Ärztin es doch tat.

Zurück zum letzten Klinikaufenthalt: Als Patient wird man also von seinem Arzt in eine Klinik eingewiesen, um die Krankheit und möglichst auch Ursachen und richtige Behandlung herauszufinden, richtig? Durch die rosa Brille betrachtet, müsste jetzt mein gejubeltes „ja“ kommen. Natürlich wurden zum Ausschluss etlicher Krankheiten wie MS, Rheuma etc. in den ersten Tagen einige Untersuchungen vorgenommen. Zum Glück bestätigten sich die Vermutungen nicht. Ich wurde an den Händen geröntgt, später folgte Ultraschall und einiges mehr, wobei ich mich fragte, warum man nicht in einem Zug mit jeweiliger Technik untersucht. Denn kurz vor Schluss meines Aufenthalts war wieder Röntgen angesagt. Auch beim Ultraschall kam das Gleiche vor.

Dann schob man mich zum Hautarzt, bei dem man sich wohl auch eine Punktierung erhoffte. Allerdings war dieser der Meinung, ich würde zu enge Schuhe tragen, ansonsten wäre meine Haut ok und Punktierung  nicht nötig. Woran er das festmachte, ohne die Schuhe gesehen zu haben, erfuhr ich auf  Nachfrage bis heute nicht. Die Schuhe die ich zu diesem Zeitpunkt anhatte, fand er optimal. „Herr Dr., Sie haben einen tollen Humor, denn es sind Bettschuhe, die mir derzeit gerade mal die einzig für mich tragbaren Fußschützer sind.“ Sehr rührig fand ich seine Sprechstundenhilfe. Sie war wirklich sehr um  mein Wohl bemüht und ahnte wohl, dass ich starke Schmerzen hatte. Sie tat wirklich alles Mögliche, um diese zu lindern und mir die Wartezeit tragbar zu machen. Ich war ja schließlich nicht die einzige Patientin. Ihre Kollegin aus der anliegenden Station war da anders. Sie fragte, ob die  Frau XY zum Kaffee käme. Diese war aber so verunsichert, weil sie mich nicht allein sitzen lassen wollte. Die Stationsschwester winkte lässig ab. Eine Stationsschwester… ! Ich konnte die Sprechstundenhilfe aber beruhigen und bedankte mich dafür, dass sie so rührig ist und bat sie nur um ein Glas Wasser und sie könne beruhigt ihren Kaffee trinken gehen. Diese beeilte sich anscheinend sehr (und sicherlich zum Missfallen der Stationsschwester). Sie hakte auch nochmals beim Abholdienst nach. Dieser bescherte mir schon bereits auf der Hinfahrt mit dem Transporter eine Abenteuerfahrt. Das war ein Gefühl, welches  ich seit meiner letzten Fahrt mit dem BVG verdrängt haben musste. Gut, ich war ja angeschnallt, wenn auch als Einzige.

Über das alles könnte man noch gepflegt abwinken und sich sagen: „Ok, der Doc wird sich schon etwas dabei gedacht haben, was auch immer.“ Die Koordinierung, Ultraschall und Röntgen hätte man zwar in einem Zug erledigen können, wenn man sich schon mal in dem jeweiligen Bereich einfinden soll. Das war halt unglückliches Management. Und der Fahrdienst war wirklich stets unter Zeitdruck, denn er war wohl der Einzige, wie ich von ihm vernahm.

Liegt man aber seit geraumer Zeit auf der falschen Station, ist es ebenfalls ein Fehler, den man korrigieren könnte, wenn man ihn schon anscheinend rechtzeitig erkannt hat. Auch hier zeige ich noch Verständnis. Ich kann nichts dafür, ich muss auf die Kompetenz des Personals, vom Arzt bis zum Pfleger, vertrauen. Haarig wird es allerdings, wenn man mir nicht nur erklärt, dass man auf der falschen Station liegt, sondern auch vermittelt, dass man nun ein immer weniger tragbarer Kostenfaktor wird und noch über evtl. Schimpfe des Geschäftsführers spricht. ERROR! Zur Erklärung, auf der falschen Station zu liegen, sei es von Anfang an oder erst nach einem gewissen Zeitraum, gehört für mich dazu, mir mitzuteilen, dass für eine richtige Verlegung in den passenden Bereich gesorgt wird. Achja, geschehen sollte das natürlich auch. SOLLTE! Falls sich der Geschäftsführer tatsächlich über höhere Kosten beschwert haben sollte: Sorry, wenn auch  indirekt selbst verbockt und vor allem werden die 4 Wochen ohnehin bezahlt, unabhängig von wem. Und auch der Herr Geschäftsführer wird nicht verhungern oder sollte kurz davor mal überlegen, wie er sein Personal brieft oder nach welchen Kriterien er gar einstellt. Ich bin übrigens noch gern zu einem sachlich klärenden Gespräch bereit, aber das wird sicher nicht passieren, denn die „Fallnummer“ —- ist sicher eine von vielen Betroffenen. Wenn die Visite aber fast jeden Morgen nur noch in gespannter Stimmung mir gegenüber abläuft, ist es wenig fördernd, für Leib und vor allem Seele. Ein Arzt, der der Bettnachbarin auch noch mit butterweichen Worten erklärt, dass die Seele nun mal zum Körper gehört und zur Gesundung Beides stimmen muss. Am benachbarten Krankenbett erkennt der Herr Dr. also, dass die Gesundung des Körpers auch ein Stück von der gesunden Seele abhängt und umgekehrt, haut am Bett daneben seine Bolzen heraus, man wäre (O-Ton) eine „finanzielle Katastrophe“.

Erfährt man aber noch dazu, dass ein hinzu gerufener Orthopäde des Hauses keine Lust hat und man ihn ja nicht zwingen könne, schlägt es dem Fass fast den Boden aus. Allerdings ließ sich einer wenige Tage zuvor dazu herab, mein Leiden anzusehen, um später zu verkünden, dass eine Eingipsung die Lösung wäre. Über die Barrieren wie z.B. Treppenaufgang ohne Aufzug, daraus resultierende Gefangenschaft in der Wohnung und Hilfebedürftigkeit brachte er nur den Vorschlag, er würde mir den Sozialdienst ans Bett setzen, um mit mir über eine Pflegekraft zu sprechen. Höchstwahrscheinlich hätte ich sie wohl selbst finanzieren müssen. Sie hätte ja praktisch so gut wie alles erledigen müssen, wenn man völlig „gefangen“ ist. Jemand, der ein krankes und ein gesundes Bein hat, kann sich, wenn auch eingeschränkt, mit einem Gipsbein noch versorgen. Das andere Bein ist ja belastbar. Wie aber sieht es aus, wenn man keines der Beine belasten kann? Als ich aber immer mehr Fragen stellte und Bedenken äußerte, wird es ihm wohl zu viel geworden sein. Ein öffentliches „Gesundheitsgespräch“ über künstliche Gelenke ist sicherlich weit spannender und solche OP´s sind sicher lukrativer als zwei popelige Füße, an der ein quasselndes Stück Fleisch mit Barcode am  Handgelenk hängt.

Eine junge Stationsärztin wurde von  mir nach 2 Begriffen befragt, die mit meinem Leiden zusammenhängen könnten. Eine vor etlichen Wochen hinzugewonnene Freundin brachte die zwei Begriffe an, die sie als Krankheit oder Krankheitsbild vermutete. Diese Freundin hatte nichts weiter zur Verfügung als Schreibmaterial, ein Foto und eine Ansicht der Füße bei einem Besuch vor Ort. Als ich diese Vermutung bei der Ärztin anbrachte und sie fragend anguckte, bekam ich vorerst zur Antwort, sie wüsste es jetzt nicht, was es ist und ich könnte ja mit meinem kleinen Laptop bei Wikipedia nachschauen. Beim Entlassungsgespräch hatte sie allerdings den Mumm, mir zu sagen, dass sich über diese Vermutung Gedanken machte und es nicht einmal abwegig ist. So viel Mumm hätte ich von ihrem Kollegen auch gewünscht: zuzugeben, dass man Fehler machte und man hätte sich auch mit mir darüber einigen können, wie man mir zeitnah weiterhelfen könnte, selbst wenn es nicht mehr dessen Aufgabe gewesen wäre.

Nun stellen sich mir einige Fragen: Können sich so handelnde Ärzte eigentlich vorstellen, wie es für einen Patienten ist, der seit Monaten unter brennenden und stechenden Schmerzen leidet, kaum noch Schuhe anziehen und laufen kann, um z.B. einer Arbeit nachzugehen oder überhaupt eine gewisse Lebensqualität zu haben? Hatten Ärzte nie Schmerzen? Kennen sie nicht das Gefühl der Erleichterung bei Hilfe und sei es auch ein Pflaster auf einer kleinen Wunde? Haben sie vergessen, wie sie auf  Hilfe hofften, als sie selbst noch für alles einen Arzt brauchten? Können die sich vorstellen, wie oft viele Patienten bei einigen Ärzten waren und jegliche bisherige Medikamente nichts brachten? Können die sich Verzweiflung vorstellen, wenn man aus dem Krankenhaus kommt, durch weiterhin starke Schmerzen noch immer arg eingeschränkt ist und am Krankenbett für sofort zugesagte Hilfe irgendwann im kommenden Jahr erfolgen soll? Wer kann es sich eigentlich vorstellen, wenn man auch am Nebenbett hört, dass die Patientin im Bett zu ihrer Untersuchung gefahren werden muss, weil sie Kontrastmittel gespritzt bekommt, man selbst aber mit arg schmerzenden Füßen und einige Male umsteigen mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hin fahren muss? Warum solche Unterschiede? Entweder es ist notwendig, jemanden liegend zu einer Diagnostik hin und zurück zu transportieren oder nicht. Der mir gelegte Zugang und die Einspritzung des Kontrastmittels bereiten mir noch immer arge Schmerzen im ganzen Unterarm. Das Ganze ist jetzt 3 Tage her. Auch an einem Fuß sind noch Kontrastmittel zu erkennen.
Warum wird gesunde Ernährung, zu der frisches Obst und Gemüse gehört, eigentlich als Bonus vergeben, wenn man sich mindestens 3 Wochen in der Klinik herumgedrückt hat? Obst und Gemüse sind das A und O und genau so wird es im optimalen Falle auch Kindern vermittelt. Wenn es schon Boni geben soll, dann seien es eben andere Anreize wie Freiminuten einer kostenpflichtigen Leistung oder noch besser (!) einen Gutschein für eine passende Behandlung, die sonst kostenpflichtig wären wie z.B. die Zusatzangebote der Ärzte oder ein paar Monate auf Wunsch des Patienten und Möglichkeiten Fitnessstudio etc. Somit hätte man auch den Effekt, auch Gefallen und Weiterführung an manchmal auch sehr nützlichen Gesundheitsprogrammen zu erreichen. Dass die Unterschrift des Arztes nötig war, ist einerseits natürlich verständlich, bei mir war es eher ein Krampf, ihn daran zu erinnern, dass mir die so genannte „Wunschkost“ zustehen könnte, wenn es medizinisch vertretbar ist. Ich ließ es schon bleiben. Allerdings hätte ich ihn schon gern „platzen“ sehen, wenn ich drauf zu sprechen gekommen wäre. Immerhin kann ich nichts für solches Organisationstalent.

Noch eine bislang letzte Frage: In den ganzen 4 zuzahlungspflichtigen Wochen hat man nicht einmal eine ganze Diagnostik abschließen können. Denn der letzte Schritt war ja 2 Tage nach der Entlassung. Hätte man alle Diagnostik-Behandlungen enger organisiert, wäre allen Beteiligten, von der „finanziellen Katastrophe“ (O-Ton) bis zum sicher hoch Honorierten  (und verhungert wirkte dieser auch nicht) sicher eine Woche sparen können. Oder man hätte diese Woche, in der der Patient noch zur Kasse gebeten werden kann, mehr auf die Schmerzbehandlung konzentrieren können. Der entsprechende Facharzt fing ja schon gut damit an, denn dieser war einer der wenigen Mediziner innerhalb und außerhalb der Klinik, der mir genau zuhörte und sich gut Zeit nahm.

Liebe Ärzte, egal wo: Wir sind als Patienten natürlich auf jede medizinische Hilfe angewiesen. Wir kommen also mit dem Anliegen, herauszufinden, was uns fehlt und uns möglichst zu heilen, so gut es geht. Sie haben jahrelang studiert, erwarten auch berechtigt, gewisse Anerkennung der Kompetenz. Diese Achtung sollen Sie, wie jeder andere Mensch, erhalten. Allerdings bricht sich auch Ihrer Zunft niemand einen Zacken aus der Krone, wenn man Fehler begeht und diese auch eingestehen muss. Sie zu beheben gehört dann auch dazu, das müssen alle Menschen mit und ohne Titel. Ich würde mir schon wünschen, dass wir nicht nur als Abrechnungsposten, sondern als Menschen mit einer Seele betrachtet werden. Wie man das macht, hat der gute Herr Dr. auf der Krankenhausstation ja schon schön am Nachbarbett vorgesagt, ganz unabhängig, ob man zu seinen Worten steht oder nicht. Zumindest könnte das wenigstens überzeugend klingen. Fast hätte selbst ich es ja abgekauft. Oder sagen wir es mit meinen Lodderworten:  „Wenn die Psyche futsch ist, leidet der Körper mit und auch physische Schmerzen können so nur schlecht gelindert werden.“ Ich bin keine Ärztin und kann (oder mag?) es nicht besser ausdrücken.

Ich bin insgesamt 4 Ärzten und etlichem Pflegepersonal verdammt dankbar. Vor allem ließen mich die Pfleger und Schwestern nicht spüren, dass ich auf der falschen Station lag. Schmunzeln musste ich allerdings darüber, wenn man einen Pflegeschüler ausgerechnet auf eine Patientin mit niedrigem Blutdruck los schickt. Dieser war wirklich ein sehr Netter und man bemerkte eine gewisse Nachahmung des von mir so genannten „Statonslieblings“. Dieser war wirklich ein Schatz! Er erklärte uns die Wirkung der Medikamente, konnte uns ohnehin einiges mehr erklären, wenn wir ihn fragten, er dachte mehr mit als „Schema F“ vorgegeben haben mag. Wenn ein Schüler diesem Pfleger von mir aus auch 1:1 nachahmt, finde ich es ein bisschen amüsant, aber völlig ok. Ich würde jedem Patienten nämlich genau die Pfleger wünschen, die wie das eine Beispiel mitdenkt, erklären kann, sich Zeit nimmt und auch mal bei den Ärzten Fürsprecher ist, wenn es vertretbar und offensichtlich nötig war. Ich bin aus dem Alter heraus, für jemanden zu schwärmen, wie mal als 6-Jähre und mit Heiratsantrag. Es hätte also auch genauso gut eine Pflegerin sein können. Ich fand es einfach nur toll, jemanden zu haben, der auch Essen warm stellte, wenn wir zur Diagnostik waren, als Neuzugang im Regelfall wohl noch nichts zu essen zu bekommen und doch eine Kleinigkeit zu beißen bekommen und vor allem jemand, der auch medizinische Kenntnisse beweist, die Pflegekräfte auch vermittelt bekommen. Und wenn er noch mehr weiß, weil er sich damit beschäftigt, umso besser. Zu DDR-Zeiten hätte ich den wohl als „Mitarbeiter des Jahrhunderts…“ (oh gabs so ja gar nicht) erkoren. Einfach klasse. Ich möchte aber auch die anderen nicht herabwerten, aber der riss es heraus.

Es gab also zusätzlich zum Freundeskreis weitere Leute, die mich als Menschen betrachtet und mich auch wie einen solchen behandelt haben. Und ich rede von keinem Kniefall, höchstens, wenn dieser zum Helfen oder zur Pflege nötig war. 😉

Achja, da sicher auch mal Vertreter mit …sagen wir mal übertriebenem Nationalstolz (oder besser gesagt Springerstiefelfraktion?) unter den Lesern sein könnten, hätte ich mal ein paar Piekser für sie: Es gibt dort sicher mehr Beispiele für das, was ich erlebt habe und jetzt beschreibe. Ich habe bei einem Pfleger (ja,der „Stationsliebling“), der als Südeuropäer etwa 20 Jahre im Ort lebt mehr Engagement und Kompetenz erfahren, als bei so manchen einheimischen Kollegen bzw. Kolleginnen. Als ich ihn sogar fragte, wo es den signierten Ratgeber gibt, wie man es rund 20 Jahre hier aushält, konnte der nur lachend seine Schultern zucken. Ähnlich ging es auch bei einem Chirurgen der Klinik zu. „Nix Betäubungsmittel“ war  am Ende gar nicht schlimm, wie ich befürchtete, aber das nicht wegen seiner Herkunft, sondern weil Patienten Wunden oftmals als schlimmer empfinden, als sie sind. Ich war also grundsätzlich von Schlimmeren Schnibbeleien ausgegangen. Ein anderer Chirurg hielt es ja nicht für nötig, diesen kleinen Eingriff vorzunehmen. Denn dieser hörte ja kaum zu und verwechselte lieber Dialekt mit Sprache und schickte mich fort zum nächsten Bereich, siehe obige Beschreibung (halbe Stunde scrollen *gg*).

Meinen ganzen Werdegang des von mir genannten „Ärztemarathons“ habe ich wie ein  Tagebuch dokumentiert und der umfasst weit mehr Seiten, denn sonst glaubt mir kaum ein Mensch und ich am Ende selbst nicht mehr, was ich seit Mai diesen Jahres so erlebte und noch nicht mal viel weiter gekommen bin, als den Ausschluss einiger schlimmerer Krankheiten. Denn dann wäre die oben genannte „Jubelpille“ tatsächlich richtig eingesetzt.

Ich habe mich schon sehr bemüht, 4 Wochen so einzufassen.  Das Andere kann man hier und hier lesen.

Am Schluss hoffe ich, dass es nicht noch mehreren Patienten so oder ähnlich ging. Andernfalls wäre es dann einen Aufmarsch wert, denn wir haben die Versorgung mitfinanziert und jeder erwartet von anderen die Wahrnehmung seiner Aufgaben und vor allem Verantwortung.

Ist das denn das Gesundheitswesen, welches mal gewollt war? Wirtschaftlich zu handeln ist eine Seite, Tunnelblick und diesen auch den Patienten spüren zu lassen, die andere Seite.

 In diesem Sinne: lasst Euch nichts gefallen, geht dem Ganzen mit Hartnäckigkeit nach. Ich stehe am Anfang und womöglich auch am Anfang eines neuen „Ärztemarathons“. Marathon finde ich beim Zustand meiner Füße schon wieder frech…ach, das war ich ja selbst! 😀

 

Und da eine Psychologin nur ans Nachbarbettchen geschlichen kam, bleibt meine Frage sicher ungeklärt, warum ich die ganze Zeit von Tomatenanbau träumte. 😯

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