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Wir üben jetzt mal „Neujahrsansprachen“ und anderes Gesäusel …

Nun, so langsam wird auch die ganze Weihnachts-Deko abgenommen (Weihnachtskugel-Ernte?) und sich auf den Jahreswechsel vorbereitet. Ich muss mich allerdings noch mal vergewissern, ob wir Dezember oder schon Frühjahr haben (eigentlich ja „Spätjahr“…hm…komisches Wort, weg damit). Im Oktober hatten wir das ja fast andersrum. Irgendwie fühlt man sich derzeit wohl wie der kleine Häwelmann, der mit seinem Schlafwägelchen auf einem Mondstrahl hinausfährt. Der kleine Unterschied ist nur: man folgt ganz gern den hellen Sonnenstrahlen, die unsere (äh, also zumindest meine) Laune ziemlich hebt. Apropos Jahreswechsel: Es steht ja auch wieder das leidige Thema der „guten Vorsätze“ fürs neue Jahr an. Nein, ich rödele hier nichts herunter und ehrlich gesagt, ändert sich auch nichts auf Termin. Ich ziehe ohnehin zeitnah meine Konsequenzen aus dem, was mir missfallen hat, ob selbst verschuldet oder nicht. Was gut lief, behält man sich ja bei.

Achja, derzeit werden ja Rückblicke und Neujahrsansprachen herauf- und heruntergeleiert, ob und wie auch immer bezahlt 😉 Aber irgendwie ist der Wortlaut eh immer das Gleiche, da auch die Sprache mal ausgeschöpft und wohl jede Anordnung und Kombination der Textbausteine schon durch ist. Wie dürfen wir uns eigentlich das Gemurmel eines Politikers vorstellen, wenn der seine Reden selbst verfassen möchte oder vielleicht eher müsste?

Wir haben also das Bild eines Büros vor uns, in dem ein brauner, edler Leder-Ohrensessel steht, dazu ein mächtiger Tisch (über den wir Weibchen sehr schmachten würden), massive Schränke, wuchtige Regale und vieles teures Gedöns drum herum. Unser Politiker (jeder wie er ihn sich vorstellen mag) sitzt also da, bohrt gelegentlich in der Nase, rückt ständig die Brille zurecht (unabhängig, ob man die braucht oder nicht, sieht aber eben immer intellektuell aus).

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste…!“ (Hä? Sind Gäste nicht auch Damen und Herren? Ach, egal, es streckt ein wenig und fällt nur wenigen Leuten auf, dann nehmen wir mal noch „liebe Genossinnen und Genossen und Kinder“ dazu…jo…bringt sicher schon einen „Hunni.“.)
Wir haben wieder einmal zusammengefunden, um das Jahr mit einigen warmen Worten…(Oh, geht gar nicht, obwohl,…merkt es wer? Egal, rein damit! (*drrrringgg* ein Zwanni) abzuschließen.
Viele schöne und weniger schöne Ereignisse haben wir in diesem Jahr erlebt. („Unschön“ oder „traurig“ würde das Ganze weniger lukrativ verkürzen. Hm…irgendwas mit „Schere“, „arm und reich“ müsste noch rein, aber das hat ja jeder zu jeder Zeit in seiner Rede, egal, es kommt immer gut an und etliche Leute stimmen mir wenigstens in dem Punkt zu. Ja, so mach ich´s!)
Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich immer mehr und wir sollten dringend etwas dagegen tun. (Wir haben zwar keinen Plan über das Wie, aber zumindest schaffen wir die dollsten Anreize, dass um jeden Preis mehr Kinder in die Welt gesetzt werden, unabhängig davon, ob man sich der dauerhaften Verantwortung gewachsen fühlt oder nicht. Und rechnen muss man heutzutage anscheinend auch nicht mehr können. Das hübsche Sätzchen dass sich Leistung im Job auch wirtschaftlich lohnen soll, ist von einigen Leuten leider schon als leere Floskel entlarvt worden, so ein Mist! Was bleibt eigentlich noch übrig? *Kauen am Ohrbügel der eben abgenommenen Brille* (ürgs!). Achja, man müsste die anderen Parteien ja noch heruntermachen, was dort alles schief gelaufen ist, das füllt garantiert noch eine Seite und bringt ein paar Klatscher ein. Andererseits füllen die sicher auch Seiten über unsere Partei. Aber mir fällt nichts unheimlich Erwärmendes ein, schließlich ist ja bald wieder Wahl. Ach, eine tolle Anekdote über den Weihnachtsspaß in der Familie kommt sicher auch gut an, zumindest bei den Weibchen. Hm…mal die Frau fragen oder die Kinder etwas Hübsches aufschreiben lassen, was ihnen zu Weihnachten gefallen hat und dahin lenken, etwas Lustiges zu erzählen. Jo, damit spare ich mir einige Arbeit und schließlich können die für ihre vielen neuen Geräte im Kinderzimmer auch etwas tun, so sei es. „Hier könnte Ihre Anekdote stehen“ (wie man es mit einem anderen Wort bei Werbeflächen auch gern macht), zieht nicht. Ich gehe mal am besten in die „Nasszelle“ und denke mir mal ein bisschen was aus oder es liegt noch eine Weiberzeitung irgendwo rum.
(Kommt Hose zurechtzupfend zurück und schreibt weiter)
Meine Frau und meine vielen Kinder haben so fröhlich Weihnachtslieder gesungen, dass unser Hund mitheulte und uns sofort zu Tränen rührte. Unsere Oma hat die Kabel von ihren neuen Funk-Kopfhörern gesucht. Wir haben sie lachend aufgeklärt, dass es durch Funkübertragung keine Kabel mehr braucht. Ich muss mir in diesem Moment mal ein Filmtränchen als Lachträne vor der Masse wischen…wo krieg ich dann so fix eine Träne her? Mit Kreditkarte funktioniert es mal nicht…ah…ich denke einfach an einen Kollegen, der sich bei diversen Mauscheleien hat erwischen lassen und mit mir nun eine Weile kein Bier trinken kann. Ja das klappt (*wischt*). Und wenn ich schon gerade so beim Herumtränen bin, könnte ich ja noch irgendwas mit „Demokratie“ und „gegenseitiger Toleranz“ einflechten. Blöd wird’s allerdings, wenn ich z. B. Kindern das erste Wort erklären müsste …hmm. Sollte ich der Bequemlichkeit halber „liebe Kinder“ aus der Rede streichen? Aber dann fehlen sicher ein paar Cent. Selbes auch mit den Genossen, wenn ich von „gegenseitiger Toleranz“ fasele. Nee, egal… und ein bisschen Dankesblabla für dies und jenes kriege ich auch noch im Stegreif auf die Reihe, auch wenn man es mir vielleicht nicht abkauft. So und ein bisschen was über „Nächstenliebe“ müsste ich auch noch säuseln, aber das Wort wird leider von mindestens drei Personengruppen sagen wir mal „missverstanden…“ Achwas, rein damit…! „Glanzleistungen“ nee, das wäre wieder Selbstbeweihräucherung, nehme ich ein anderes Mal wieder hinein…
Meine sehr verehrten Anwesenden, (ich muss es ja nicht übertreiben, sonst merkt man es noch mit den gestreckten Anreden) erheben wir unsere Gläser auf ein erfolgreiches neues Jahr, für wen auch immer, z. B. bei der Wahl und lassen Sie uns mit unheimlich viel Optimismus und mehr Nächstenliebe nach vorn schauen. Ich proste Ihnen feierlich zu (hebt übungsweise sein Schnapsglas hoch und schaut verstohlen in die Fenster, die das Ganze spiegeln, ob es überzeugend wirkt).
Fertig, klasse, noch einen….(10 Gläser weiter….und noch einen…das muss flutschen…und klingeln….).

Meine „Ansprachen-Tapeten“ gibt’s hier natürlich wie immer für lau, versteht sich. Also *räusper*, Kleidchen zurechtzupfen…Stimmchen ölen *Prost Likörchen* (*olps* ´Tschuldigung). In diesem Sinne, liebe Leser, Leserinnen, Kritiker und Kritikerinnen, Kinder und (ahnee, der köstliche Versprecher wäre aus einer Stadtratssitzung abgeguckt), liebe Tiere und Tierinnen…, ich wünsche an dieser Stelle einen gelungenen Jahreswechsel, ob mit oder ohne Vorsätze doch eine Menge Optimismus und die Kraft, seine Wünsche und Ziele zu erreichen. *Prost* 🙂(und verdammt, ich meine es auch noch so 😯 😉 )