Wir üben Bedarfsanstand

Liebe Anstandswauwau´s, Rüpel oder die eines davon noch werden wollen,

ob wir nun den „Knigge“ ´rauf- und ´runterstudiert haben oder ja: Im täglichen Leben müssen wir artig alles zurückhalten, was sonst „keine Miete zahlt“ (ihr wisst schon…), die Reihenfolge beachten, wer wem zuerst das Pfötchen entgegenhält und warten, ob der Andere das gereichte Pfötchen auch entgegennimmt und so weiter. Außerdem lächeln wir immer freundlich, halten die Tür auf und gehen auf der richtigen Treppenseite. Auch bei Tisch sitzen wir wie dressiert und überlegen nicht lange, welches Besteck nun für welchen Gang gedacht ist. Intuitiv „arbeiten“ wir uns doch von „außen nach innen“. Echt? Na gut, wollen wir es mal glauben.

Wenn die Rolle für den Tag abgespielt ist, was ist dann? Lassen wir die Sau raus? Erinnern wir uns doch an die Kindheit. Artig saßen z. B. meine Schwester und ich mit hübschen Frisuren, festlicher Kleidung und gerader Haltung an jeglichen Esstischen. Mama sackte geschmeichelt errötet die vielen Komplimente von verzückten älteren Damen ein, wenn wir auswärts essen waren. „Entzückendes Zwillingspärchen und so wohlerzogen, sogar der Junge!“ (danke, *hmpf!*). Mama, Papa und zwei Mädels (!) waren sich bei einem Gedanken doch sicher einig „Wenn die wüssten…!“. Der wahnsinnig gut erzogene Junge …(jaja, lacht ruhig…!) hat sich den Rest dann noch auf irgendwelchen Veranstaltungen abgeguckt, dass man sich nur hier und da 2 Häppchen vom Buffet nimmt und immer schön regelmäßig das Näschen im Waschraum pudert (oder es zumindest diskret so behauptet). Und wenn auf irgendwelchen Zeugnissen auch noch etwas von sehr guter Umgangsform steht, geht es natürlich wie Öl herunter.

Mal ehrlich, liebe Chefs, Mädels und andere Leser: Zuhause lassen wir doch gern den Neandertaler heraus, auch wir Weibchen, oder? Wochenende, jucheee und jegliche irgendwie gelernte Umgangsformen sind einfach unwichtig geworden. Mit der Jogginghose oder Leggins und Schlabberoberteil streifen wir die Dressur ab und man erkennt uns kaum wieder. Richtig so, solange wir gerade allein zu Hause sind. Nennen wir es mal „Lodderzeit“, wo jegliche „Brüllmücken“, „Trompetenkäfer“ und andere mit Schamesröte im Gesicht erdachte Insekten durch den Raum schwirren dürfen.

So, dann ziehe ich mir mal den damals gekauften Rüschenkragen für Pullis unter das Schlabberoberteil, dazu die maßgeschneiderte Jogginghose an und schaffe so den optischen Übergang auf den kleinen Urlaub und sei es auch in „Gardinien“, „Grünwiesien“ oder sonst wo. Balkonien fällt leider aus, es sei denn, ich lasse mich am Ende noch auf irgendwelche Tauschangebote ein. Wer also mal eine Zeit lang auf Badewanne (nur Duschecke), Balkon und sonst so hübsche, für viele Leute selbstverständliche Annehmlichkeiten pfeifen möchte, kann gern mal mit mir tauschen 😉

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3 Gedanken zu „Wir üben Bedarfsanstand

  1. Nun, der Anstand gebietet es mir dir hier nicht vehement zu widersprechen… 😀

    Aber mal ehrlich, erkennen wir uns in diesen Zeilen nicht wieder? Doch, natürlich, ungachtet der Nuancen welche da wohl bestehen. Sind wir aber schlecht erzogen wenn wir hinter der heimischen Tür „verloddern“? Ich meine nicht, denn nehme ich mich als Beispiel so muss und kann ich behaupten meinen Kindern diesbezüglich ein passables Vorbild zu sein. Denn wenn die Kurzen raus gehen erkennt der Fremde schon ein gutes Benehmen an meinen Sprösslingen. Mag sein dass mir nun unterstellt wir ich könne ja viel behaupten. Bitte, nur zu. Anständig erzogen wie ich bin nähme ich es zur Kenntnis ohne Aufregung.

    Ob man sich dazu den Leitlinien eines Knigge unterwerfen muss wage ich zu bezweifeln, als Anhaltspunkt kann man dennoch darauf zurückgreifen. Aber ich meine hier ist auch nur der Privatbereich angesprochen. Wenn ich es nun auch noch auf gesellschaftliche Ebene portieren wollte…, nee, dass lasse ich mal. Es ist Wochenende.

    Rudi

    1. Unterwerfen müssen wir uns dem Knigge nicht, nö 🙂 Die kleinen Ratgeber sind ein netter Leitfaden und grinsen muss ich schon über das eine oder andere. Und dass Sprösslinge (wie auch wir mal) Benehmen zeigen können, wenn vermittelt und auch eben da und da mal über die Stränge schlagen, ist auch klar 😀

      Und bissel loddern tut gut, einfach mal sich gehen lassen, das entpannt… *omm* (nee, kein *rülps* *gg*) 😉

  2. Apropo „rülllps…“ …

    Dem ollen Luther wird folgender Spruch nach gesagt:

    „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch bei mir nicht geschmecket?!“ 😉
    Die Fortsetzung des Spruches, ob von Luther oder frei dazu erfunden erspare ich den werten Blog-Lesern, natürlich nur aus Anstand. 😀

    Rudi grüßt…

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