Archiv des Monats: Juli 2012

Wir üben mal Entspannung und Harmonie…

„Nun schnappt die Dame an der Tastatur wohl völlig über!“ werden sich sicher die denken, die mich sehr gut kennen. Nun, man kann es ja zumindest probieren oder wie der Titel schon sagt, „üben“. Man kann je nach Tagesform ja ein sehr reizender oder reizbarer Mensch sein. Anders betrachtet, sind wir immer reizend. Allerdings ist es für das Umfeld entweder gerade angenehm oder auch nicht – sei es drum, nicht wahr? Das Letzte, woran ich vergehen werde, sind Bauchschmerzen. Vernahm ich mal so von einem Bekannten. Und wo bekommt man wohl die besten Vorschläge zur Entspannung und Harmonie? Richtig, meistens im Net oder bei TV-Spots. Ich liebe die Dinger nun mal sehr, wie man häufig sieht. Man scheint auch in der Branche darauf zu reagieren, ich komme kaum noch mit bei vielen oftmals recht schnell veränderten Werbebotschaften. Wettlauf? Ich weiß es nicht, aber egal, wir sind heute übungsweise harmonisch. 😉

Übung Nr. 1 schnappte ich in einem TV-Spot auf:
„Also, mein halb zehn ist eher das halb elf oder halb zwölf“ Klingt doch total entspannt, oder? Es geht bei diesen Worten aber um eine Knusperschnitten-Werbung. Wir denken bei solchen Sätzen eher an diverse Bearbeiter/ innen auf Ämtern, wenn man Termine hat und die Einhaltung, sagen wir mal so, sehr einseitig ausfällt. Ich rede hier nicht von schlappen 2-5 Minuten. Der Einzige, der über den spontan gestiegenen Blutdruck beruhigt oder gar begeistert sein dürfte, ist mein Arzt. Für die zumindest innere Harmonie essen wir so ein Knusperschnittchen, welches durch beispielsweise die Schokolade diverse Glückshormone enthält. Dann betreten wir nach Aufforderung artig das Büro und teilen unsere Kritik sehr freundlich vor. Ihr glaubt ja gar nicht, welch verdutzte Blicke kommen können.

In Übung Nr. 2 zeigt uns das TV-Spot-Muster-Elternpaar, wie man entspannt und eher amüsiert zusieht, wenn ein tobender Teenager bei der Möbel-Markt-Werbung mit Küchenschranktüren knallt. Ich muss bei diesem Spot immer wieder lachen, da ich noch immer die Reaktion meiner Eltern vor Augen habe, wenn die „Erstgeborene“ vergleichbar rasende Böckchen schoss. Das Vertrauen auf die Stabilität der Möbel überhaupt war also anscheinend nicht so groß, muss ich gerade mit Zwinkern bemerken.

Und hier kommt Übung Nr. 3, die ich von einer Dozentin aufgeschnappt habe. Sie betonte bei kleinen Schwatzrunden oftmals das Wort „Harmonie“, vor allem, wenn es um „Kundentypen“ ging. Darauf hin habe ich mir dann bei weiteren Schwatzrunden ständig den Spaß geboten, mit den Armen einen Kreis anzudeuten und sehr beschwörend „Harmonieeeeeeeeeeeee…“ zu säuseln. Nach einem vorerst pikierten Blick konnte auch sie lachen und es wurde täglich zum ständigen Ritual. Ich frage mich schmunzelnd: In welchen Kreisen hätte man mit solchen Gesten wohl sonst noch Erfolg?

Bei Übung Nr. 4 fallen mir die geliebten Haustierchen ein. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit meinen Meeris auf dem Bauch die täglichen Entspannungsminuten einlegte, mein damaliger Mitbewohner der WG ins Zimmer kam und sehr verblüfft reagierte. Noch heute lache über den sehr verwunderten Blick und die Worte: „So winzige Tierchen können einen solchen Hibbel zur Ruhe bringen?!“. Meine 2 damals noch lütten Tierchen waren einem Lachmuskelbeben ausgesetzt. Dieses wiederum sah so komisch aus, dass ich noch mehr lachen musste. Himmel, war das ein Bild, wenn die so unfreiwillig hopsten.

Übung Nr. 5 ist kuscheln. „Es wird eng unterm Rettungsschirm“ hörte ich in den Nachrichten. Oh *huch*… Moment, gleich hab ich´s… ja, hier: Natürlich trägt die Kuschelei zur Harmonie und damit verbundenen Entspannung bei. Wer sehr viele Leute zum Kuscheln braucht, muss nicht zwingend in die Politik, die öffentlichen Verkehrsmittel bieten zu Stoßzeiten freiwillige wie auch unfreiwillige Möglichkeiten. Meine stets anständige Leserschaft versteht das eine Wort schon richtig 😉

Abschließend stoße ich besser mit einer großen Tasse Kaffee mit dem Sortennamen „Harmonie“ an. Wer es koffeinfrei mag, bekommt gern auch diesen. Allerdings ist dieser nicht von dem Händler der „schönes Aroma“ verkauft. Bislang kannte ich aber auch nur „kräftiges“, „mildes“ oder sogar „volles“ Aroma. Man lernt in der „Kaffeekunde“ nie aus.

In diesem Sinne: Nach dem Anstoßen stellen wir als letzte und wohl bewährte Übung für einen kurzen Moment die Tassen ab, entspannen den bislang vornehm abgespreizten kleinen Finger, ziehen mit den Armen einen großen Kreis und rufen beschwörend „Harmonieeeeeeeeeeee…!“
Wie fühlen wir uns jetzt? Prima.

Es gibt übrigens sogar Tarife, bei denen man „entspannt“ telefonieren, … [aus!]

Wir üben „Leichtigkeit“ …

Leichtigkeit, Sommer, Urlaub…hachja…, das wäre ja etwas Feines, sagen wir mal so …für wenigstens zwei Wochen. Aber im Moment bleibt Herr P. mal wieder stur bei seinen Wut- und Heulanfällen und so wird es nichts mit dem „Sonnenbad“.

Wie nötig wir den Urlaub haben, muss jeder von uns selbst beurteilen. Neulich hörte ich sogar etwas von „überanstrengtem Haar“. Die Fusselei auf dem Kopf braucht also auch Erholung. Gut, dann lassen wir es mal mit diversen hinein geschmierten Wundermittelchen auch entspannt herumliegen. Sieht ja niemand, wenn man „Sommerdeckelchen“ trägt. Zurzeit wäre es wohl eher das „Regenwetter-Deckelchen“. Die Beinchen werden auch schön hoch gehalten und es ist völlig schnurz, wie es aussieht. Wer natürlich auf haarfreie Beinchen besteht, kann es jetzt neuerdings auch mit irgendwelchen Superklingen mit Teesorten haben. Für alles gibt es also sonderbare „Wellness- und Beautymittel“. Mir reicht die Sonnencreme und ein gutes Buch oder Schwätzchen mit Leuten auf der Wiese und das ohne extra Urlaub.

Kennt jemand den etwas älteren Spot, in dem von einer Frau folgender charmant gesäuselte Satz in unsere Öhrchen dringt? „Manche wollen mit dem, was sie tragen, auffallen – manche nicht“. Aha, da ist sich eine Firma also nicht mehr so sicher, denn inzwischen heißt es: „Wir glauben, dass Sie mit dem, was Sie tragen, auffallen wollen, manchmal nicht“. Wer den Spot nur hört und nicht sieht, würde womöglich sofort an Modesünden denken. Irrtum, es geht um Hygiene-Artikel für die sehr spontane „Erleichterung“. Noch einen zur Leichtigkeit …äh Erleichterung: „Seit etwa 100 Jahren machen wir euch den Alltag ein bisschen leichter“ Hm? Würde man auch diesen Spot nur akustisch wahrnehmen und streng nehmen, könnte man an Pflegemittel, diverse Möbel o. ä. für über 100 Jährige halten…stopp …fast 200 Jahre (na gut, also zwischen ca. 170 und 180 Lebensjahren). Wer hätte da blind an eine Marmelade oder Konfitüre … egal Brotaufstrich gedacht? Dass Bahn fahren ein wahres Erlebnis sein kann, wissen viele Pendler und Gelegenheits-Fahrgäste. Zurzeit wird mit einem Tarif sogar ein Eis für die Kinder versprochen. Also, über den wirklich amüsanten Spot, wo sich zwei Kinder auf Autorücksitzen gegenseitig anmaulen, wer die Eltern wohl am längsten von vorn gesehen hat, muss schon wirklich herzhaft lachen. Bei dem recht herrlichen Blick und Ton der Lütten hätte ich mich vor Lachen auch beinahe spontan „erleichtert“. Aber das versprochene Eis lässt mich aus einem guten Grunde schon anders lachen. Kennen wir noch die nicht wenigen Meldungen über diverse technische Pannen bezüglich der Kühlung in den Zügen? Ist die Technik denn noch immer so, dass man jetzt mit „gratis“ Eis für die Kindelein werben muss? Und wenn man sich für Hotels entscheiden möchte, gibt es ja zig Portale, die ständig für sich werben. Ein hübsches Zitat aus einem Spot habe ich noch in Erinnerung „Ach, guck doch mal ein bisschen schicker!“ Ich habe es vor dem Spiegel probiert und es wollte mir nicht gelingen. Gemeint war im Spot ja eigentlich auch, dass das eingeblendete Weibchen ein schniekes Hotelzimmer wollte. An die Reisenden kann man gerade in der Urlaubszeit nur immer wieder ans Herz legen: Haltet schön Euer Gepäck und die Papiere im Blick. Schließlich möchte man z. B. den Urlaub ja mit „Leichtigkeit“ genießen und die Kasse selbst „erleichtern“, oder? Hier reicht es also nicht aus, die Taschen zu zu halten, wie bei Politiker-Reden. Und noch etwas zur „Leichtigkeit“: der ständig beworbene Superjogurt für´s Super-Wohlbefinden, der ja von einer Moderatorin so überzeugend empfohlen wird, hat jetzt wohl nur noch 49 Kalorien. Habe ich gerade das Wort „überzeugend“ geschrieben? Zur Sommerleichtigkeit gehört gefälligst auch der sommer-frische Duft, nicht wahr? Gut, um Deo´s die bis zu 96 Stunden wirken sollen, ging es ja schon in zwei anderen Artikeln. Seit geraumer Zeit gibt es ja von einer Duftzeugs-Firma ein Spray, welches wohl tropisch frisch riechen soll. Im Spot werden Leuten von der Straße Augenbinden verteilt und diverse eigentlich miefende Textilien vor die Nase gehalten, natürlich auch dreckig aussehende Socken (ich glaube in diesem Falle nicht daran *g). Diese wurden dank der „Behandlung“ mit „frisch“ und irgendwas mit „…Pfirsich-Maracuja…“ bewertet. Dann wurden die Augenbinden abgenommen und die Reaktionen waren natürlich klar: „Wah, iiiiiiiih!“ und darauf folgendes herzhaftes Lachen. Das Wort „Fußnote“ hatte in recht vielen meiner Schriebse hier und da schon eine zweite Bedeutung. Waschen wird in jeglicher Hinsicht also völlig überbewertet. Und wenn wir „Leichtigkeit“ noch ganz arg wörtlich nehmen, probieren wir doch gefälligst etliche Diätmittel aus, die uns ständig per Mail oder Werbeleisten aufgedrängt werden, beispielsweise „10 Kilo in 4 Wochen“ Ich male mir aus, ich würde jetzt 10 Kilo abnehmen… man stünde später mit Futter-Spenden vor meiner Tür, weil ich so verhungert aussähe. Bei meinen gelegentlichen „Funktionalitätstests“ geht die Waage zu kälteren Zeiten wie Winter ja meist „vor“. Wie bin ich doch erleichtert, dass die Worte „Leichtigkeit“ und „Erleichterung“ so viele Bedeutungen haben können 😉

Zumindest haben wir ja meist die „Sonntags-Leichtigkeit“. Wir sind entweder „leicht“ ausgeschlafen, „leicht“ motiviert, noch ein paar Aufräumübungen zu absolvieren und ein „leichtes“ Mittag zu verspeisen und den Tag später „leicht“ ausklingen zu lassen, damit man für die folgende Woche „leicht“ gewappnet ist.

Bei so viel Leichtigkeit wünsche ich meinen Lesern die „Leichtigkeit“, die sich jeder für sich selbst favorisiert 😉

Wer mag, kann ja noch über die „Leichtigkeit des Seins“ philosophieren.

Wir üben Terminknutscherei…

So, liebe vielleicht knutschfreudige Leser-Gemeinde, es ist „Tag des Kusses“.

Woran denken wir natürlich? Klar, an Verliebte, an diverse Parteiveranstaltungen und Schickimicki-Feste, wo entweder angedeuteterweise die Wange bebusselt oder so richtig herumgeknutscht wird. Nennen wir das Ganze mal „Rudelknutschen“.

Ich selbst denke an diesem Tage allerdings zuerst schmunzelnd an meine eine Oma. Ach, wie sehr hat sie uns nicht nur bei An- und Abreisen geherzt und gebusselt.. .

Zwischendurch war ihr auch sehr danach und wir hätten womöglich noch immer arg zerdrückte Gesichter, wenn man nach jeder „Knutsch-Attacke“ in dieser Form verblieben wären 😉 Viele Kinder mögen diese häufige Knutscherei natürlich nicht, so auch wir damals. Wir konnten währenddessen schon mächtig (wohl ausgleichend) schiefe Gesichter ziehen, auch wenn wir das als eine sehr liebe und vor allem von Herzen echte Geste verstanden hatten. Viel schöner fanden wir ja, dass sie sehr viel mit uns spielte und später auch mal den einen oder anderen Kummer „behandelte“ und zwar erfolgreich, sodass wir meist gemeinsam lachen konnten. Nicht nur heute denke ich noch immer an sie und muss vor mich hinschmunzeln, wenn ich andere Omas ihre Enkel so richtig herzen sehe.

Wenn ich mich also wieder bei schönem Wetter mit meinem Buch auf die Wiese setze und mich von den noch vorhandenen Sonnenstrahlen knutschen lasse, habe ich mit einem heimlichen Zwinkern auch Oma im Sinn. Diese sitzt in meiner bildlichen Vorstellung mit ihrer damals sehr eng Vertrauten (ebenfalls sehr kussfreudig) womöglich lachend auf einer Wolke und würde uns am liebsten wieder liebevoll „quetschen“, schon um unsere schiefen Schnuten zu sehen und vor allem aus dem wohl schönsten Grund.

Genießt also nicht nur diesen Tag und an die Kinder gebe ich eines weiter: Ihr müsst keine Angst haben, wenn sich das Gesicht bei der vielen Herzerei verformt, es rückt sich auch wieder zurecht und in diesem Falle kann man gern auch die andere Wange hinhalten und in beiden Fällen mitbusseln. Dann ist der „Ausgleich“ noch viel schöner 😉