Teenies haben es schwer, die Familie aber auch nicht leicht … oder so … :)

Die Hölle ist eine Couch“ von Jo Brian

Zuallererst: Wenn ich Bücher lese, dauert es eigentlich sehr viel länger als nur einen Abend. Oftmals sitze ich einige Wochen an einem Wälzer, ob in Papierform oder digital. Alles eine Frage der Zeit, nicht wahr? Ich gehöre eher zur Fanbase von Ephraim Kishon und vielen anderen Satirikern.

An das E-Book „Die Hölle ist eine Couch“ von Jo Brian kam ich durch Facebook. Gesucht wurden Leser, die hierfür eine Rezension schreiben. Gesagt und sehr gern getan. Schon der Titel war viel versprechend. Der Humor wurde auch angekündigt. Also meldete ich mich einfach und der Kontakt war hergestellt. An dieser Stelle zuerst einmal ganz lieben Dank an Maria Zaffarana, die mir das Buch zur Verfügung stellte.

Natürlich könnte ich es kurz beschreiben: „163 Seiten herrlicher Humor, welcher meinen Nerv absolut traf“ und fertig wäre ich dann mal.

Natürlich nicht 😆 .

Die Autorin erzählt in der Ich-Form von einem zwölfjährigen Jungen, dessen Mutter an Lautstärke und Emotion das gefühlt Hundertfache hatte als der stets offenbar emotionslose Vater, die gefräßige Schwester, die verrückte Tante und der aufbrausende Großvater.

Wir wissen alle, dass wir spätestens im Teeniealter immer weniger von den Eltern verstanden werden, überhaupt von Erwachsenen oder gar im ganzen Umfeld. Ach, was rede ich? Das ganze Universum versteht Teenies nicht 😉

Pit“ ist also der Zwölfjährige, welcher in seiner Wut eines Morgens laut feststellte, dass er sich von allem und jedem angeekelt fühlte. Die Reaktion fiel dementsprechend aus, Hysterie im Elternhaus, allerdings mehr von Seiten der Mutter. Der Rest in Schockstarre. Nunja, wenn die Schwester nicht nur ständig futtert, dazu nicht gerade geräuschlos und hier Gezeter, da nur Ignoranz,.. kein Wunder also.

Der Junge muss nun also von Psychiater zu Psychiater herumgereicht werden, um herauszufinden, was genau ihn anekeln würde und natürlich war es ja eine bodenlose Frechheit, der Familie mitzuteilen, dass man sich angewidert fühlt.

Die Beschreibung des Weges von einem Herrn Dr. zum nächsten bis zur letzten wird unterbrochen von Erzählungen aus seiner Ehe im Erwachsenenalter. Hier ist also ein ständiges Umdenken erforderlich.

Man bekommt also eine Beschreibung aus Teenie-Tagen und im Erwachsenenalter im Wechsel.

Zu schön ist es, wie der Vater beschrieben wird. Er kann offenbar ja nichts anderes als schweigen. Die Schwester ist ständig am Essen und seine spätere Frau verhaut ständig die Frikadellen (sogar auch „Buletten“ genannt, wie ich es auch als Bezeichnung kenne). Spannend wäre es gewesen, was nun aus dem Sohn Max geworden ist. Vielleicht wird er mal die köstlichsten Frikadellen zaubern und wie der Vater die Literatur lieben. Von Mama wird er eher …äh was eigentlich? Nun, die Gutmütigkeit erben. Einfach gestrickt wird Söhnchen nicht werden.

Was mir an dem Buch gefällt ist natürlich die sehr bildlich nachvollziehbare Erzählung. Das macht den Zauber vieler Bücher ohnehin aus. Aber nicht jeder Autor oder jede Autorin versteht es, neben der bildlichen Beschreibung auch ordentlich bissigen bis auch angenehm trockenen Humor einzubringen. Es sind also fast 170 Seiten Kurzweil mit vielen Schmunzlern, vielem Nicken und ja, natürlich einige skeptische Blicke. Wie kriegt man solche Charaktere an Psychiatern zusammen und was traut man den Lesern zu, wenn die Kapitel plötzlich ins Erwachsenenalter umschwenken? Na gut, Letzteres ist für Leser nicht zu schwer. Die packen das schon.

Natürlich erkennt man sich in dem meist unverstandenen Pit wieder. Vor allem, wenn man sehr direkt ist. Von einem Psychiater zum anderen geschickt werden, hat natürlich schon etwas.

Wer jemals bei einem Psychiater war, ob freiwillig oder nicht, wird mir zustimmen, dass es schon ordentlich Vertrauen und den gewissen Draht erfordert, um sich öffnen zu können. Ich bin in der glücklichen Lage, während der Schmerztherapie auch mal ein paar Worte über das psychische Befinden los werden zu können, weil das Vertrauensverhältnis zwischen der Ärztin und mir sehr gut passt. Ich habe davor aber schon eine andere erlebt, die mehr zerstörte als sie aufzubauen versuchte. Also musste ich mich damals selbst „therapieren“, als es mir schlecht ging.

Was ich als kleinen winzigen Kritikpunkt anbringe ist: Ich habe mich in den Kapiteln mit „Massimo“ leicht ernüchtert gefühlt. Das ist aber eben nur mein Empfinden.

Unterm Strich kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen. Es hat eben diesen für mich angenehmen trockenen Humor und schon die sehr bildliche Beschreibung der Situationen ließen mich oft schmunzeln bis auflachen. Hysterische Mutter, stets schmatzende Schwester und natürlich der eher unbeteiligte Vater. Selbst Statur, Bekleidung und Gesichter konnte ich mir während der Handlungen im Buch ausmalen.

Wir wissen ja: Bücher beflügeln die Fantasie. Weiter so!

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