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Wir üben April-Krachermeldungen …

Der Beschluss, den Frühling ausfallen zu lassen, dürfte die Bundesbürger auf die Barrikaden gehen lassen.
Der Wirtschaftsminister begründete seine Begeisterung mit der Wirtschaftsförderung. „Die Bürger sollten die Schlussverkäufe nutzen, um den Geschäften die Lager zu räumen.“ Widerspruch erhielt er allerdings auch aus den eigenen Reihen. So befand man, dass die Menschen aber gern buntere und leichtere Bekleidung anziehen möchten und beispielsweise mit Frühlingsgefühlen für mehr Umsätze sorgen würden.
Die Kanzlerin hielt schief lächelnd dagegen, dass auch Wintersachen bunt und leicht sein könnten und zeigt ihr extra mitgebrachtes Rollkragen-Nachthemdchen in die Kameras. Trotz Gejohle unter den Gästen wie auch den Journalisten und Reportern bekräftigte sie ihre Überzeugung. „Außerdem waren unsere Verhandlungen mit Herrn P. und seinem Sprecher Herrn K. erfolgreich. Man sicherte uns mehr Schnee zu.“.

Die Arbeitsministerin lächelte wie gewohnt gütig daher und wechselte ein paar Worte mit Frau Holle und ihrer subventionierten Arbeitskraft. Dann gab sie zum Besten, dass noch mehr Arbeitskräfte rekrutiert werden, um auch die Statistik irgendwie zu verbessern. „Wir sind stolz, das eine oder andere Wahlversprechen realisiert zu haben. Gerade zur Winterzeit stieg sonst immer die Arbeitslosigkeit und an dieser Stelle mussten wir um jeden Preis entgegenwirken.„

Nachdem sich der bereits erkältete Finanzminister von seinem Niesanfall erholte, fand auch er ein paar Worte: „Die Bürger sind verunsichert, ob ihre Spareinlagen sicher wären und so mussten wir sie ein wenig ablenken und ich denke, dass es uns wohl gut gelungen ist.“

Die Familienministerin fand ebenso „erwärmende“ Gründe für den Frühlingsausfall. Sie setzte wie immer ihr Mädchenlächeln auf und wisperte: „Im Winter sind die Leute mehr drinnen und somit wahrscheinlich früher im Bett. Da wir um jeden Preis mehr Kinder wollen, müssen wir die Bürger dazu animieren, sich bei diesem Wetter der Vermehrung hinzugeben. Außerdem haben wir uns ja schon allerhand Kracher-Anreize einfallen lassen und sind uns sicher, dass die Bürger hierfür fast alles tun würden. Schauen wir doch optimistisch in die Zukunft. Über die befürchteten Folgen unserer Anreize können wir uns noch später die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.“

Auch der Umweltminister fand ein paar warme Worte und begründete, dass es bei den Energie-Versorgern wirtschaftlich „ordentlich wackeln“ dürfte und man sein teilweises Zurückrudern bezüglich der Umlage ja irgendwie kompensieren müsste. Die wütenden Zwischenrufe einiger Leute, man müsse auch an die „Armen“ denken, wies man mit dem Aussage zurück, dass soziale Anlaufstellen nun auch hamsterradähnliche Trainingsgeräte ausgeben wird, um den Stromverbrauch mit Körperertüchtigung aufzufangen. Dass dieser Vorschlag ausgerechnet vom Umweltminister kam, amüsierte die zuhörende Masse gut hörbar. Unbeeindruckt davon fuhr er fort, dass es für die Abwrackprämie zur Unterstützung der „sozial Schwachen“ zwar zu spät sei, da man die besonderen Trainingsgeräte umweltfreundlich aus Waschmaschinentrommeln und anderen Bauteilen fertigen lassen wollte, aber man eine Übergangslösung fand. Aus einem Vorschlag der roten Oppositionsparteien heraus kam man auf den Kompromiss, farbenfrohe Schneeanzüge durch soziale Anlaufstellen verteilen zu lassen, ganz egal, woher.

Der Gesundheitsminister schwor lautstark auf die Abhärtung. „Der somit verlängerte Winter könnte so manche Kosten sparen, wenn die Bevölkerung sich sogar im Schnee reinigt. Einige machen es uns ja schon vor. Wir sollten Nacktheit in der Öffentlichkeit unbedingt fördern. Außerdem fallen etliche vornehm blasse Körper im Schnee wenig auf.“

Der Verkehrsminister griente breit, weil er den verlängerten Winter als großes Einnahmemittel betrachtet. „Im Winter verzeichnen wir die meisten Verkehrssünden, hieraus lässt sich so manche Kohle machen. Wir müssen für jede Verkehrssünde noch einmal ordentlich eins draufsetzen“.  Er bemerkte den schneidenden Blick der Familienministerin und sah sie fragend an. Sie zischte ihm zu, dass er ihr bei den Verkehrsündenbetrafungen mächtig ins Handwerk pfuscht. Nach einem Lachanfall erklärte er ihr mundgerecht, ja fast kindgerecht, was ihm genau vorschwebte und es nur den Straßenverkehr betrifft.

Der Außenminister errötet und schweigt sich aus …

Auch auf kommunaler Ebene war man nicht müde, das Beste aus dem Beschluss machen zu wollen. Die Sondersitzung des Stadtparlaments wurde mit den Worten eröffnet, dass man mal dafür sorgen möchte, dass es den Bürgern ausnahmsweise angenehm heiß wird. Nach einem hörbaren Lachen aus der Masse wurde ein Einwohnerantrag verlesen, welcher forderte, Stripper/innen und Nacktputzer/innen einzusetzen, um sie für ugs. „´n Appel und ´n Ei“ in die Haushalte zu schicken. Der Antragsteller begründete diesen Vorschlag mit dem „Wohl der Bevölkerung“. Auch war zu vernehmen, dass man die Bedürftigen auch an solchen Vergnügen teilhaben lassen sollte und berief sich darauf, dass es ja „sozial gerecht“ wäre und man den Leuten nun im wahrsten Sinne des Wortes „soziale Wärme“ zukommen lassen müsse.
Die einzusetzenden Kräfte sollen also den Haushalt der Bedürftigen unbekleidet richten und auch etwas für das Auge bieten. „Hierdurch können wir den Ausfall des Frühlings gut überbrücken“. Es soll beim Arbeitslosenverwaltungs-Zentrum einen Einsatzkräfte-Pool im Net eingerichtet werden, der die per Bescheid Berechtigten auswählen lässt, wie sie das Personal denn wünschen, da die Geschmäcker ja verschieden sind. Man kenne das auch in ähnlicher Form bei den jährlich vermittelten Weihnachtsmännern, so entnahm man dem Schriftstück.

Nun wurde um die Redebeiträge der jeweiligen Fraktionen gebeten. Die größte Fraktion begrüßte diesen Antrag, da man hiermit vor allem die Kapitalisten in die Knie zwingen könnte, die auch haushaltsnahe Dienstleistungen auf dem freien Markt anbieten. „Von denen ist eh nichts zu holen, irgendwie müssen wir die Millionärssteuer ja eintreiben, da brauchen wir die kleinen Fische nicht in der Stadt.“. Im folgenden Redebeitrag berief man sich zustimmend darauf, dass es in der Vergangenheit ja auch gut funktionierte, für diverse Spitzenplätze freiwillige Leistungen um jeden Preis unter die Bevölkerung zu bringen und sich aufgrund der Arbeitsmarktlage noch sicher genügend Leute auch hierfür rekrutieren ließen. „Wir müssen den Arbeitswillen vieler Leute weiterhin ausnutzen und wollen den Titel Dienstleistungsstadt unbedingt bestätigt sehen. Außerdem ist da auch ein kleiner sozialer Aspekt nicht zu verachten, da sich die Eingesetzten über ein paar Kröten mehr freuen.“
In einem anderen Beitrag warf man ein, dass der Nutzen jedoch sehr einseitig wäre, da hier nur die Inanspruchnehmer der Leistung ihre Vorteile hätten. Der Vorredner entgegnete, dass so etwas bislang auch nur wenigen Bürgern auffiel und man sich jedoch nach der stets fordernden Masse richten müsse, wenn man Wahlen gewinnen will. Von einigen Plätzen kamen die Einwände, dass für die Steuerzahler ungerecht sei. Beim nächsten Redebeitrag kam die Beschwichtigung auf: „Diese Ungerechtigkeit trifft ja nicht alle. Wer beispielsweise selbständig ist und recht viel Einkommen hat, kann sich ja armrechnen und das hat sich ja bereits bewährt. Das wissen Sie doch!“ (von etlichen Plätzen aus hören wir das Lachen und zustimmendes Klopfen auf den Tisch). Das Lieblingswort „Anreize“ kommt in der Sitzung auch noch einmal zur Sprache, da man die Kräfte sogar auch mit ein paar Cent mehr bezahlen könnte. Der Einwohnerantrag war erfolgreich und nach Beschlussfassung stürzten sich die Räte auf die Sektgläser im Nebenraum.

Die jeweiligen Traumbesetzungen wünschten den Bürgern abschließend einen schönen 1. April und ließen durchblicken, dass nicht alles nur ein schlechter Scherz ist und bleibt.

Wir üben schon mal das „Hohoho“ …

Hohoho… und was auch immer man so herumjubelt. Die nächste Wichtelparty ist gelaufen und mit irre viel Spaß. Und *yessss…* mein Wichtelpäckchen wurde zum Schönsten gekürt. Dankedankedanke *Verbeugung* 😉

Es gehen natürlich seit einer Weile diverse Spaßbildchen herum. Ein Knaller hiervon ist auch eine Spitze auf die Bahn. Wortlaut: „Kann der Weltuntergang nicht mit der Bahn fahren? Dann kommt er bestimmt später“. Mein Favorit der Woche ist allerdings folgender Juxbildchenspruch: „Liebe Kinder, das Christkind hat Eure Fotos und Statusmeldungen gesehen. Heuer bekommt Ihr deshalb ein Wörterbuch und etwas zum Anziehen.“

Im Städtchen geht auch mal wieder die Luzie ab. „Wenn man nicht mehr weiterweiß, bildet man ´nen Arbeitskreis“ so sagt man gern. Es gründete sich also noch ein Verein, der die Interessen der Bürger vertreten will. An sich gar nicht übel, auch die Besetzung. Allerdings gibt’s hier bald soviel Arbeitskreis, dass der Bürger kaum noch weiterweiß. Da werden wohl noch Schwerter klappern. Aber irgendetwas wurde am Spruch „Klappern gehört zum Handwerk“ falsch verstanden (siehe Wahlkampf). Liebe Leute, mit diesem „Klappern“ ist Werbung gemeint (ehrlich!). Aber so wie man schon erkennen kann, wird es also wie zum OB-Wahlkampf noch weit vor der Stadtratswahl spannend und sicher auch noch amüsant. Bleiben wir mal neugierig (was bleibt außer Flucht auch übrig, nöch?). Ich hoffe, dass das Geklapper nicht ausschließlich vom Säbelrasseln kommt.

Eine amüsante Krachermeldung (wohl eher Scherzmeldung?) brachte unser Ortsblättchen. Ich hätte sie natürlich nicht lustig gefunden, wenn jemand zu Schaden gekommen wäre (man kann eben alles Materielle ersetzen aber nie Gesundheit und Leben). Es kam laut der Meldung also wohl zu einem Unfall zwischen zwei Rentnern in recht hohem Alter. Na gut, solche Meldungen werden wohl in absehbarer Zeit ausschließlich kommen. Weiter geht’s mit der Unfallstelle, da die Straßennamen schon irgendwie amüsant klingen und erst recht in einem solchen Zusammenhang. Der eine Rentner mit einem Mercedes war auf der Straße der Frohen Zukunft (auch im Artikel ohne Anführungsstriche, daher gebe ich es ebenfalls so wieder) in Richtung Friedhofsstraße. Durch die Straßenbedingungen geriet er wohl auf die Gegenfahrbahn und stieß mit dem anderen Rentner in einem VW zusammen. Scheint eine Familienkutsche (gewesen?) zu sein. Irgendwie klingt mir diese Meldung wie eine herrlich bissige Scherznachricht in Bezug auf die Zukunft in dieser Region.

Leider kommen zu den Jubelmeldungen auch weniger schöne Nachrichten hinzu:
Schrieb ich nicht neulich über diverse Tragödien, bei denen man dann wohl wieder auch hierzulande an mehr Vorkehrungen denken wird? Mal wieder gab es einen Amoklauf. So weit weg der Ort des Unglücks auch ist, aber der Schock geht wieder tagelang um. Erst neulich brachte man mal wieder eine Sendung in der es um das Waffengesetz geht und was z. B. vermeintlich harmlose Schreckschusswaffen bewirken können. Zum Beispiel, dass viele Leute wie ich an etlichen Tagen eine Grabkerze anzünden. Unterm Strich lässt sich kaum etwas verhindern, nur vermindern. Und jedes Opfer ist unabhängig des Alters zuviel.

Kommen wir zur Meldung, die mir wie immer ebenfalls ein schräges Schnütchen zieht: Der Einzelhandel jubelt zurzeit über das gut laufende Weihnachtsgeschäft. Einerseits freut man sich natürlich über den kleinen Aufschwung – andererseits ist natürlich abzusehen, wie viele Leute mal wieder meinen, einen Geschenkewettstreit gewinnen zu müssen. Schließlich wird am Geschenk bemessen, wie viel man wem wert wäre. Hachschön…na dann viel Spaß dabei. Ich halte mich immer noch entspannt heraus. Meiner Familie und engen Vertrauten kommt zwar noch eine Kleinigkeit ins Haus, aber nicht einfach lieblos „geshoppt“.

Und damit der Verbraucher wieder etwas für den Wahnsinns-Weihnachts-Einkaufszettel hat, gibt’s natürlich wie gewohnt den Werbeblock: Natürlich passend zum Weihnachtswahnsinn wirbt der nächste Zustelldienst wie irre. Man vernimmt die Stimme eines Jungchens, welche erklärt dass dieser Zusteller „der offizielle Partner des Weihnachtsmannes“ wäre. Irgendwie passt es … *hüstel*. Der TV-Spot für einen Staubwedler ist kein neuer, aber irgendwie gewinnt er immer mehr an Witz. Wenn man an den Weltuntergang glauben sollte, könnte man schon arg darüber kichern, wenn man sich „vom Staub verabschieden kann“. Liebe Hausfrauen, die an den Weltuntergang glauben: Wartet mit der Wedelei am besten bis nach dem großen Event und wenn Ihr den überlebt habt, könnt ihr nach Herzenslust noch mehr Staub wedeln. Mal sehen, wie der echte Härtetest ausfällt. Da werden die ganzen Testbuden sicher neue Jubel-Ergebnisse veröffentlichen oder die entsprechende Ernüchterung. Ich stelle mir jetzt gerade diverse Verbraucherberichte vor: „Neulich nach dem Weltuntergang war mir gerade mal nach Putzen…“ Naja, warten wir es ab. Und jetzt Mädels findet den Fehler: Bei einem TV-Spot für ein Haarpflegeprodukt fragt uns eine Weibchenstimme, ob das Haar überpflegt wäre etc. und prompt empfiehlt man uns also ein Pflegeprodukt für die (festhalten!) Intensiv-Pflege der Haare. Mir entweicht gerade ein „Hä?!“. Das kommt rüber wie „Du fühlst Dich zu dick? Wir hätten da einen Super-Burger mit extra viel Schweinefleisch und ordentlich Speckschwarte.“

Mädels, Jungs, macht es einfach wie im TV-Spot mit dem sympathischen Schauspieler, der uns die goldenen Kügelchen vor der Nase wegfuttert und man es ihm im Realfall auch nicht mal verübeln würde. (Oder?) 😉 In diesem Sinne… *Prost* Heißgetränk…

Oh, und noch ein Anlass zum Anstoßen ist: Es ist der 150. Artikel 😀

Wir üben Sozialromantik …

Es wird bei sinkenden Temperaturen immer wärmer. Wem jetzt mindestens ein „Hm?!“ durch den Kopf geht, schlage bitte die Zeitungen auf, sehe sich auf diversen Plattformen um wie z. B. auf den sozialen Netzwerken. Richtig, es geht um die wahnsinnige „soziale Wärme“, auf die man uns jetzt wie jedes Jahr immer mehr stoßen möchte. Hier etliche Spendenaktionen, da einige Voting-Bettel-Links und das alles selbstverständlich „für einen guten Zweck“. An mancher Stelle halte ich diese Kracher-Wortgruppe sogar für glaubwürdig. Aber leider geht es immer fast nur um Geld. Zur Weihnachtszeit hin werden solche Aktionen natürlich vermehrt und intensiver betrieben. Der Druck auf die Tränendrüse wirkt dann immer mehr wie ein Faustschlag. Ich schrieb bezüglich des Spendenalarms schon einen extra Artikel. Ich werde noch immer darin bestätigt, wie so manche zweifelhafte Aktionen leider noch immer fruchten.

Natürlich gibt es tatsächlich Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind und man gern irgendwie helfen möchte. Hier und da wird die Hilfe auch dankbar angenommen, egal in welcher Form. Für richtig halte ich die oft so genannte „Hilfe zur Selbsthilfe“, das heißt für mich: Beratung zur Lösung eines Problems. Der Hilfe Suchende soll also auch aktiv dazu beitragen, seine Situation zu verbessern und das mit der professionellen Hilfe. Wem durch Unverschulden natürlich sein Hab und Gut zerstört ist, dem werden reine Beratungen natürlich nichts bringen. Hier ist auch schnelle Hilfe nötig.

So gut wir die eine oder andere Hilfeform auch meinen, gibt es auch andere Seiten der Medaillen und die sind beispielsweise auch im verlinkten Artikel zu finden. Unsere Hilfsbereitschaft wird beispielsweise auch missbraucht und nimmt dazu auch leider m. E. falsche Zielgruppen aus ihrer Verantwortung. Wer sich wirklich um das Wohl der Kinder sorgt, verlässt sich nicht ausschließlich auf andere Stellen, vor allem, wer viel Zeit aufbringen kann. Wer Verantwortung nicht tragen kann oder möchte, hätte sich rechtzeitig dagegen entscheiden können, wie es die Gesetze hergeben. Und leider bieten Suppenküchen und vergleichbare Anlaufstellen, die es einerseits ja sicher gut meinen, genau diese Abgabe der Verantwortung an. Sie sind z.B. für Obdachlose allerdings eine wirklich hilfreiche Einrichtung, keine Frage.

Und würde eine religiös angehauchte Einrichtung unter dem Deckmäntelchen der „Mildtätigkeit“ auch noch eine Tupperparty veranstalten, würde mich das auch nicht wundern. So manche Veranstaltung, die ich besuchte, ähnelte sehr einer Werbeveranstaltung, wo zwischendurch zwar auch mal ein Liedchen gesungen wurde, aber ansonsten Werbung für eine Produktgruppe unter dem Deckmäntelchen des Glaubens in Form von Anekdoten (die ich allerdings nicht abkaufen konnte) unter die Masse gebracht wurde. Aber die Tupperparty hätte ich spaßeshalber mitgemacht, unter welchem Deckmäntelchen wer auch immer wirbt. Ehrlich wäre natürlich der einfache Veranstaltungsname „Tupperparty“. Ich habe so etwas noch nie mitgemacht, da ich noch nie Bedarf hatte. Aber für Spaß bin ich ja immer offen.

Einige Hilfen sind sogar kontraproduktiv, wie wir in einigen Reportagen sehen können. Eine Reportage, die ich mir zuletzt angesehen hatte, beschrieb sogar im Detail, was andere Reportagen hervorbrachten und auch mich teilweise bei so mancher Erfahrung bestätigten. Es ging z. B. um Kleiderspenden und wie mit ihnen verfahren wird. Schon lange habe ich solche Container aus diesen Gründen gemieden und habe eine viel schönere und auch mitunter lustige Methode gefunden, die nicht mehr passenden, aber gut erhaltenen Klamotten loszuwerden. Und zwar direkt an die, die sich dann wirklich darüber freuen, unabhängig des sozialen Standes und sogar an Einrichtungen, die diese Spenden auch an wirklich Bedürftige weitergeben. Die lustige Form ist eine kleine private Tauschparty.

Zurück zum Bettel-Tamtam: Woran aber mache ich z. B. seriöse Anlaufstellen aus, wenn ich wirklich etwas Gutes für Bedürftige tun möchte? Irgendwelchen Zertifizierungen o. ä. kann ich seit längerer Zeit kaum etwas abgewinnen. Im Net finden sich genügend Ratgeber zum Thema. Meine persönliche Empfehlung ist folgende: Das m. E. Zuverlässige ist besonders das Bauchgefühl. Und hier knüpfe ich an mindestens einen in diversen Ratgebern angeführten Punkt an. Meine guten Erfahrungen bezüglich Spenden und ehrenamtlicher Arbeit sind Einrichtungen, die mich bei meinem Besuch herumführen (in diesem Falle nicht an der Nase!) und mir ohne Zögern und anderer Stress aufzeigender Körpersprache jegliche Fragen beantworten können und seien sie auch kritisch (und natürlich sachlich). Vereine, die sich nicht nur zu irgendwelchen Kindertagen (international und „Weltkindertag“, was für mich eigentlich das Gleiche ist), in der Öffentlichkeit präsentieren, sollen m. E. auch unterstützt werden. Es gibt sie (noch).

Das Wohl der Kinder und Jugendlichen ist permanent wichtig, nicht nur mit dem Argument der „Zukunft“. Es klingt oft, als wären Kinder und Jugendliche ausschließlich die künftigen Steuerzahler und Fachkräfte. Liebe Leute: Kinder und Jugendliche sind junge Menschen (!), die noch in der Entwicklung sind, ganz richtig. Sie sollen natürlich irgendwann auch mit Ehrgeiz und Kompetenz etwas erwirtschaften und nicht von verantwortungslosem Umfeld zu ebenso verantwortungslosen Menschen herangezogen werden, auch richtig. Kinder brauchen auch keine Menschen wie auch z. B. Politiker u. a. die sie als Sozialkeule benutzen, um soziale Leistungen zu erhalten oder noch gar zu erfinden. Kinder und Jugendliche sind nicht für Wahlkampfspielchen und diverses Polemisieren wie bei meinen „Lieblingsparteien“ und andere Häufchen, die sich um gleiche Zielgruppen streiten oder zur Generierung diverser Gelder geboren worden. Auch das ist m. E. Missbrauch. Sie sollten auch nicht als Trophäen für Steuerkarten oder Bilderrahmen auf Schreibtischen da („Hey guckt mal, welch toller Hecht ich bin…!“) herhalten. In erster Linie sind Kinder und Jugendliche Menschen, ob groß oder klein, die unseren Schutz, unsere Förderung in den verschiedensten Richtungen und vor allem unsere Zuwendung brauchen, ob als Familienmitglied(er), ob in der Fremdbetreuung oder auch als „einfacher“ zivilcouragierter Bürger.

Einen habe ich noch: es wird über „soziale Gerechtigkeit“ diskutiert, sogar oft lamentiert. Was aber ist „soziale Gerechtigkeit“, wie wir sie ganz besonders im Wahlkampf auf jeder Ebene und auch besonders zur Adventszeit und Weihnachten herauf- und heruntergeleiert bekommen? Aus eigener Erfahrung habe ich beispielsweise erleben müssen, wie Dienstleistungen und soziale Leistungen gern verwechselt werden. Als „freiwillige soz. Leistung“ vergebene „Unterstützung“ war man schnell „Dienstleister“ mit damit hohen Anforderungen konfrontiert. Ein Teil der Anforderungen war bzw. ist berechtigt. Andere Ansprüche wurden schnell als Selbstverständlichkeit deklariert. Allerdings spielte ich „unsoziales“ Wesen nicht mit. Möchte man sich aber auch als Dienstleister von seinem Dienst etwas leisten können, wurde und wird noch immer natürlich die Sozialkeule geschwungen. Übernahme von jeglicher Verantwortung wird in jeglicher Hinsicht verschieden bewertet, oft sogar abgewertet, obwohl diese 1:1 die Gleiche ist. „Soziale Gerechtigkeit“ ist m. E. dass Leistende eines Dienstes und dessen Inanspruchnehmer gleichermaßen gut leben können. Wenn mir dann ein Häufchen mit Mindestlohn oder anderen hübschen Bezeichnungen daherkommt, dann bitte konsequent für alle. Man könnte so einiges einsparen und sogar einiges an Steuern für wirklich nötige Leistungen (ob Pflicht oder freiwillig) einnehmen und entsprechend sinnvoll(er) einsetzen.
Es hilft übrigens auch nicht, wenn sich irgendwelche Minister oder ganz besonders Ministerinnen und Parteienvertreter/innen dekorativ irgendwo an den Tisch setzen oder an ein Pult trampeln, warme Worte irgendwo herunterleiern, irgendwelche Gutscheine verteilen, aber kein Ohr und „keine Zeit“ für die tatsächlichen Knackpunkte und Vorschläge zur Lösung haben. Dann ist z. B. der Titel eines Sozialministers oder einer Ministerin völlig verfehlt, wie ich beispielsweise in dieser Region feststellte.

Oh, bevor ich den gewohnten Werbeblock vernachlässige: Ich werbe heute dafür, in sich zu gehen und genau zu prüfen, wo und wie man spendet, ob nun materiell, finanziell oder auch in Zeit und Energie bei ehrenamtlicher Tätigkeit. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind erfüllend und sollten jedoch ebenso nicht missbraucht werden wie materielle und finanzielle Spenden, so mein Appell an die Politik, Ämter und auch Anlaufstellen. Schnell wandelt sich Erfüllung aus vielen Gründen in eine andere Richtung und das sollte verhindert werden.

Für das Schubladendenken (z. B. zu welcher „Wählerschaft“ ich nun wieder für Einige gehören würde) stelle ich eine hübsche, wenn auch nur virtuelle, Apothekerkommode hin, da ich so etwas schon immer liebte und für lau suche (total sozialromantisch, gell?) 😉